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Archiv-Artikel

Helfen ruandische Milizen Mugabe?

Berichte über Hutu-Kämpfer in Simbabwe. Kirchen warnen vor Völkermord

Von D.J.

BERLIN taz ■ Die Regierung von Präsident Robert Mugabe in Simbabwe soll ruandische Hutu-Milizionäre und andere afrikanische Söldner angeworben haben, um die Terrorkampagnen gegen Oppositionsanhänger vor der Stichwahl um die Präsidentschaft Ende Juni zu verstärken. Die Nachrichtenagentur IPS, der britische Independent und die ruandische New Times berichten übereinstimmend unter Berufung auf Augenzeugen, es seien bei Angriffen regierungstreuer Milizen auf Oppositionelle in Teilen Simbabwes Männer „in Armeeuniform, mit russischen Gewehren und in Begleitung von Übersetzern“ gesichtet worden. „Sie schneiden Zungen ab und entfernen Augen und Genitalien“, wird Patrick Chitaka, Vorsitzender der Oppositionspartei MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel) in der Provinz Manicaland zitiert. Ein Menschenrechtler sagt: „Diese Männer sprechen keine der lokalen Sprachen und sind sehr gewalttätig.“

Lokale Bewohner hätten ausgesagt, es handele sich um Ruander. Menschenrechtler in Manicaland wollten das nicht bestätigen, tippten aber aufgrund der Sprachen auf eine Herkunft aus Ruanda, Uganda oder Kenia. In den Wahlkreisen Makoni-Süd und Makoni-West seien bis zu 200 bewaffnete Ausländer im Einsatz, sechs bis zehn in jeder der 20 Basen regierungstreuer Milizen der beiden Gebiete. Bei der Gewalt in Simbabwe vor der Stichwahl am 27. Juni wurden nach Oppositionsangaben über 100 Menschen getötet und über 200.000 vertrieben.

Beziehungen zwischen Simbabwes Regime und ruandischen Hutu-Milizen gibt es seit dem Kongokrieg 1998–2003. Damals stand Simbabwes Armee in Kongos Südprovinzen Katanga und Kasai und verteidigte zusammen mit ruandischen Hutu-Kämpfern Bergbaugebiete gegen von Ruanda unterstützte Rebellen. In Simbabwe selbst sind rund 4.000 ruandische Flüchtlinge registriert. Ein einstiger Chef der für den Völkermord in Ruanda 1994 mitverantwortlichen Präsidialgarde, der vom UN-Ruanda-Tribunal gesuchte Protais Mpiranya, lebt nach britischen Berichten in Simbabwe unter Regierungsschutz.

Die Sorge, dass die Gewalt in Simbabwe in Völkermord ausarten könnte, äußerten gestern katholische und protestantische Kirchen des Landes in einer gemeinsamen Erklärung. Sie lehnen die von Mugabe gewonnene Stichwahl ab und forderten Mugabe und Oppositionsführer MorganTsvangirai zum Dialog „von Angesicht zu Angesicht“ auf. Die Chancen darauf steigen: Laut Presseberichten sollte Südafrikas Präsident Thabo Mbeki gestern nach Simbabwe reisen, um der Unterzeichnung einer Absichtserklärung über die Aufnahme von Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition beizuwohnen. Letzte Woche gab es Vorgespräche in Südafrika. D.J.