: Haarige Swinger
Schrecknis Hallenbad
Mein erster Besuch im Spreewaldbad sollte auch mein letzter sein. Ich war maßlos enttäuscht. Das Becken zu vollgestopft mit Kiezvolk, als dass man hätte schwimmen können. Der Fußboden zu haarig zum Barfußlaufen. Und auf den feuchten Toiletten lag durchnässtes Klopapier. Igitt!
Aber es sollte noch schlimmer kommen, denn ich hatte mir Karten für den Swingerclub … ähhh die Sauna gekauft. In dem kalt gefliesten Ambiente mit Schlachthaus-Charme gelang es mir nicht einen Moment, mich „well“ zu fühlen. Und was die glotzenden Männer mit den Händen dort unter ihrem Handtuch machten, überstieg meine Vorstellungskraft.
Auf einer langen Liste hatte der hiesige Bademeister mehr als zehn Verhaltensregeln aufgeführt, „aus gegebenem Anlass“ vermutlich. An erster Stelle der Ekelfaktoren: Bitte urinieren Sie nicht in das Tauchbecken. Mir wurde schlecht. Ich flüchtete.
Im großen Schwimmbecken ging gerade der Wellengenerator an, der das Kreuzberger Allerlei fröhlich im Mixer pürierte: rosa Badeanzüge, hochgepushte Tittchen, ruppige Jungs, „Kreisch!“, Tupperdosen, Pamperskinder, „Kreisch!“, Pädophile, „Kreisch!“, Fußpilze, bärige Bullen, „Kreisch!“, Arschgeweihe, Hunde … Moment. Paddelte da tatsächlich ein Hund? Und wenn ja, war der Köter etwa untergetaucht?
Oder hatte ich ihn nur mit dem Brusthaartoupet verwechselt, das gerade gekonnt den Gipfel einer Welle erklomm? Letztendlich wollte ich es gar nicht so genau wissen. In Windeseile rannte ich aus dem Bad. Ohne zu duschen, ohne mich um einen Platz zum Haareföhnen zu kloppen. Aber nicht, ohne vorher noch einmal dreist ins Tauchbecken gepinkelt zu haben.
SASKIA VOGEL