sarah bsc
: Optimismus? Wie anstrengend!

Jetzt hat Hertha durch Nistru Otaci einen neuen Rekord in den Annalen, das torreichste Spiel, das der Verein jemals im Europapokal gewonnen hat. Sehr schön ist das natürlich, aber zeigt dieser Erfolg nicht auch, wie schlecht Hertha bislang gegen oft sehr schwache Vereine gespielt hat?

Aber ich will positiv denken, und das geht so: Ich glaube, dass dieses Spiel ein Startschuss für eine fulminante, überraschende, ja großartige Bundesligasaison war. Kann doch sein, dass unser blau-weißer Verein einfach mal nicht enttäuscht – sogar eine ganze Spielzeit lang. Gewinnen wird Hertha gegen die meisten anderen Clubs, die Fans überzeugen und sogar die langweiligen Sportreporter von ihren durchgewetzten Sesseln reißen und damit einerseits für ein volles Stadion sorgen, andererseits die rechten Fans verlieren.

Denn die können eine erfolgreiche Mannschaft gar nicht verkraften, sie sind im wahren Leben selber nicht auf der Gewinnerseite, sondern hässliche, oft impotente und mit Zahnfäule und Analfisteln gestrafte Nichtsnutze. Diese Idioten werden sich dann einem erfolgloseren Verein zuwenden, und das Olympiastadion wird endlich bunt, die Fangesänge werden humorvoll und melodisch, die Berichterstatter werden ihre üblichen Hertha-Phrasen über deren Mittelmäßigkeit ablegen und stattdessen wirklich begeisterte Reportagen abliefern.

Beflügelt durch diesen neuen Esprit, werden sie sogar zu Hause wieder beachtet und so, durch Hertha BSC, ihre kaputten Ehen retten. Dieter Hoeneß wird den ewigen Neid auf seinen überschätzten Bruder Uli überwinden, weil er endlich merkt, dass er der Coolere von beiden ist, die Boateng-Brüder wünschen sich nach Berlin zurück, und sogar Bayern München, der olle süddeutsche Streberverein, wird neidisch auf die Berliner Euphorie und feststellen, dass Geld doch nicht alles ist, was im Fußball entscheidet.

Den Sieg aber überlassen die Berliner am Ende dieser wunderbaren Saison trotzdem einem anderen Verein, weil ein zweiter Platz viel lässiger ist. Ja, so könnte es sein, und ganz unmöglich ist dieser Ausblick auf die nächste Saison nicht. Wenn Hertha einfach mal Fußball spielt und Spaß dran hat. Ich bin dafür! Und finde es trotzdem ganz schön anstrengend, positiv zu denken. SARAH SCHMIDT