Künstlerleben
: Jeff Koons

Rainald Goetz sagt, er schreibe fürs Theater, „weil die Bühne so gut riecht und weil man angespuckt wird von den Schauspielern, wenn man in der ersten Reihe sitzt“.

Mindestens das hätte ihm bei der Premiere seines Stücks „Jeff Koons“ also schon einmal gefallen. Das Ensemble des Theaterlabors ist ganz oft ganz nah am Publikum, vorn in einer Reihe aufgestellt als Chor oder auch in der Eingangsszene in Gestalt eines innig knutschenden Pärchens, das sich im weiteren als Künstler und Muse entpuppt. Ansonsten gibt es kaum greifbare Charaktere. Es wird assoziiert, geplappert, getönt. Nur mählich schält sich heraus, worum es eigentlich geht, so ungefähr zumindest. „Jeff Koons“, Goetz‘ bislang letztes Theaterstück kommt ohne Figuren aus, ein Kritiker bezweifelte gar, dass es sich dabei überhaupt um ein Theaterstück handele. Lässt man sich auf diese Textwelt ein, stößt man nicht nur dort auf hellsichtige Gedanken, sondern darf in der Bremer Inszenierung auch allerlei schöne Einfälle genießen. Auf einer Videoleinwand an der hinteren Wand verdoppelt sich das Geschehen auf der Bühne, gefilmt von der Bühne selbst aus, die räumlichen Gegebenheiten der Spielstätte, die Georg Tabori mit seinem Theaterlabor erschloss, dem das heutige Theaterlabor Reverenz erweist, werden en passant für Gottesauftritte und Seiteneinstiege genutzt, „All Tomorrow‘s Parties“ von Velvet Underground, eine von mehreren musikalischen Einlagen, verweist auf Andy Warhol und seine Factory. Eine ganz und gar beachtliche Leistung. ASL

Dienstag, Mittwoch & Donnerstag, 20 Uhr, Concordia