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Archiv-Artikel

Nicht für schicke Bilder im Büro

Weil zehn Stellen unbesetzt sind, verteilt Wiso-Fakultät die gesparten Gehälter als Sachmittel an übrige Professoren. Laut Wissenschaftsbehörde ist dies rechtlich unbedenklich, trotzdem verlangt die Senatorin jetzt eine Auflistung

Eine Rundmail an der Uni-Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Wiso) sorgt im Sommerloch für Aufregung. Weil das Uni-Präsidium zum Jahresende alle Rücklagen der Fakultät, die deren Budgets um 1,5 Prozent überschreiten, einziehen wolle, plane das Dekanat eine „Sonderausschüttung von Sachmitteln“, schrieb Geschäftsführer Wolfgang Flieger und bat um Anträge. Alle Professoren sollten Pauschal 3.000 Euro bekommen, alle Gastprofessoren 1.500 Euro, und das übrige akademische Personal je 500 Euro.

„Das ist ein unspektakulärer, ganz normaler Vorgang. Wir haben ein Globalbudget für Personal- und Sachmittel“, erklärt Flieger der taz. Weil von den 100 Professorenstellen knapp zehn Stellen erst zum nächsten oder übernächsten Semester besetzt würden, habe man entschieden, die Gelder in Sachmittel umzuschichten, einen Sektor, der „chronisch unterfinanziert“ sei. Von dem Geld könnten zum Beispiel Büromaterial, Möbel, EDV-Ausstattung, Dienstreisen, studentische Hilfskräfte oder Bücher bezahlt werden. Die Stellen seien noch frei, weil sich die Berufungsverfahren länger hinzögen. Flieger: „Mit Studiengebühren hat das Ganze nichts zu tun.“

Das wird unter einigen Hochschullehrern anders diskutiert. „Klar freut sich jeder. Kann er noch ’ne Dienstreise machen“, kommentiert ein Wiso-Professor den Vorgang, der nicht namentlich genannt werden will. „Aber an der Lehre verbessert das nichts, dafür bräuchten wir die Menschen auf diesen Stellen.“ In der Fakultät sei berichtet worden, die Mittel müssten verteilt werden, weil der Finanzsenator bei einem Kassensturz im Herbst den Rest sonst einkassiere. „Und jetzt wird das Geld ausgegeben wie blöd, in einer Situation, wo noch nicht mal die Studiengebühren für dieses Semester ausgegeben sind“, stöhnt der Wissenschaftler. Es erweise sich als schwierig, geeignete Verwendung für die Gebühren zu finden: „Da sollte man mit der halben Million lieber einen Sozialfond für Studenten einrichten.“

„Das passt nicht zusammen. Auf der einen Seite sollen Studierende Gebühren zahlen, auf der anderen Seite wird das Geld zweckentfremdet“, empört sich die Linke-Abgeordnete Dora Heyenn, die eine Kleine Anfrage zu dem Vorgang stellen will. Es bestünde die Gefahr, „dass der Finanzsenator künftig direkt einen Anteil der Gebühren für seinen Haushalt einfordern wird.“

Doch laut Wissenschaftsbehördensprecher Timo Friedrichs hat der Finanzsenator mit der Sache nichts zu tun. „Er hat gar keinen Anlass, Geld zurück zu fordern“, sagt Friedrichs. Denkbar sei aber, dass die Uni die Mittel intern umverteile. „Der Vorgang ist haushaltsrechtlich unbedenklich. Eingesparte Personalmittel dürfen ohne Einschränkung in Sachmittel überführt werden.“ Die Mittel sollten aber „sachgerecht“ eingesetzt sein. Friedrichs: „Nicht, dass sich ein Professor ein schönes Bild kauft und ins Büro hängt.“ Die Behörde habe die Uni gebeten, darzustellen, wie die Mittel verwendet werden. KAIJA KUTTER