umweltzone
: Die Mär vom Riesenbaby

Selbstverständlich ist es das Gebot der Stunde: Die Innenstädte möglichst abgasfrei zu machen, ist keine revolutionäre Idee. Und dass Feinstaub der Lunge schadet, hat inzwischen auch der Sturste begriffen.

KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN

So theoretisch, so angenehm. Anders klingt’s, sobald es um die eigene Kundschaft geht. Insbesondere um deren (mutmaßliche) Bequemlichkeit, die unter Fahrverboten in Innenstädten empfindlich leiden könnte. Da heben laute Proteste an – wie im vorigen Jahr in Braunschweig, deren Wirtschafts-Granden die Marktwirtschaft akut gefährdet sahen. Dabei stellen all diese Besorgten ihrer Klientel ein peinliches Zeugnis aus: Die Kunden seien Riesenbabies, zur Verhaltensänderung weder willens noch fähig, lautet die Botschaft.

Es stimmt, die meisten Menschen sind bequem. Aber hierfür sind nicht die Gene verantwortlich, sondern Erziehung – durch Politiker, Lobbyisten und Medien. Ein Prozess, der also reversibel ist. Wenn man in die kuschelige Lieblings-Einkaufsstraße nicht mehr hineinfahren darf, wird man das Auto wohl lieber stehen lassen, als auf das Kuschel-Erlebnis zu verzichten.

Die Frage ist also nicht, ob es Umweltzonen geben soll. Sondern wie groß sie sein müssen, um die Mär von der Wettbewerbsverzerrung zu eliminieren. Eine Umweltzone von der Größe Gesamt-Braunschweigs wäre hierfür gut geeignet.