: Eine große Ungerechtigkeit
betr.: „Mehr Geld für kinderreiche Familien“, taz vom 28. 7. 08
Mehr Kindergeld, vor allem für kinderreiche Familien – eine gute Idee im viel beschworenen Kampf gegen Kinderarmut. Aber was werden die wirklich armen Familien davon haben? Vermutlich gar nichts! Denn: Wer, und sei es nur ergänzend zum zu geringen Arbeitslohn, Arbeitslosengeld II (Hartz IV) für sich und seine Kinder bezieht, dem wird das komplette Kindergeld als Einkommen angerechnet. Bei der letzten Kindergelderhöhung gab es wenigstens einen Kompromiss und die Hälfte des Erhöhungsbetrages blieb für die damaligen Sozialhilfeempfänger anrechnungsfrei – bis zur Sozialrechtsreform, denn mit Einführung des Arbeitslosengelds II fiel diese Regelung stillschweigend weg. Dass Eltern mit gutem Einkommen das Kindergeld zusätzlich erhalten, während es gleichzeitig Eltern mit geringem oder gar keinem Einkommen postwendend wieder abgezogen wird, ist eine der großen Ungerechtigkeiten in unserem Land, die viel zu selten erwähnt wird. Teuer käme es natürlich, das zu ändern, aber die Benachteiligung von Kindern aus armen Familien wäre mit einem Schlag erheblich verringert!
ULRIKE BINDER, Freiburg