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Archiv-Artikel

Russlands Bester

betr.: „Der Name Russlands lautete Josef Stalin“, taz vom 24. 7. 08

Welche historische Gestalt würden Sie als die bedeutendste Russlands bezeichnen? In welcher Persönlichkeit spiegelt sich die Seele dieses Landes besonders deutlich? Ich dachte bei dieser Frage an Tschaikowski, Rubeljew, Dostojewski und Tolstoi; und es fiel mir Andrej Sacharow ein. Fast atemlos las ich allerdings in einem Artikel der taz, dass bei einer entsprechenden Internet-Abstimmung in Russland deren Bevölkerung ganz andere Namen ins Spiel brachte. Dabei führt, knapp vor dem letzten Zaren Nikolaus II., kein anderer als Josef Stalin.

Politischer Wahnsinn, militärisches Versagen und – bitte nie vergessen – ein endloses Meer an Leid und Tränen; dies alles scheint vergessen? Vor 70 Jahren tobte mit gnadenloser Brutalität die sogenannte Säuberung, bei der durch Schau- und Geheimprozesse unzählige Menschen ihr Leben oder für Jahrzehnte ihre Freiheit verloren. Auch deutsche Antifaschisten, die in der „Heimat des Proletariats“ Zuflucht vor Hitlers Verfolgung suchten, fielen dem Terror Stalins zum Opfer.

Russlands Bester? Meine Wahl fällt auf eine Frau: Anna Achmatowa, diese wunderbare Lyrikerin, die sogar Worte gefunden hat, um das unbeschreibliche Grauen der Stalinzeit zu beschreiben. Ob Anna Achmatowa in Russland überhaupt auf der Liste der vorgeschlagenen Personen erschienen ist? MICHAEL KLEIM, Gera