: Cuil tritt gegen die Suchmaschine Google an
Die neue Suchmaschine Cuil speichert keine Nutzerdaten. Das macht sie attraktiv – wären nur ihre Ergebnisse besser
BERLIN taz ■ Daran, dass der Suchmaschinengigant Google immer und in allem der Größte und Beste sein muss, haben sich Internetnutzer längst gewöhnt. Und als das Unternehmen am Wochenende in seinem offiziellen Blog damit angab, nun den Meilenstein von eine Billion gefundener eigenständiger URLs erreicht zu haben, war das eigentlich kaum noch ein Grund aufzuhorchen. Zumal bisher der Google-Index auf 30 bis 50 Milliarden geschätzt wurde und unklar ist, ob die angeblichen Billionen Links auch indexiert sind und nicht zu großen Teilen zu denselben Seiten führen.
Wenn nun aber plötzlich eine andere, ganz neue Suchmaschine namens Cuil – gesprochen wie „cool“ – startet und behauptet, 121 Milliarden Seiten zu durchsuchen und dabei keine Nutzerdaten speichert, ist das aber schon ein Anlass zum Aufhorchen. Denn die meisten Nutzer dürften angesichts der „Daten-Kraken“-Meldungen über Google und seine Speichermethoden dankbar sein für jede Alternative.
Gegründet wurde Cuil im Jahre 2006 von dem Ehepaar Tom Costello, einem früheren IBM-Manager und Stanford-Professor, und Anna Patterson, einer ehemaligen Google-Mitarbeiterin, in Menlo Park in Kalifornien mit einem Startkapital von 33 Millionen Dollar. Am Wochenende startete Cuil offiziell den Suchbetrieb – der allerdings noch stark verbesserungsfähig ist, vor allem im deutschsprachigen Bereich.
Denn während Cuil zu dem Begriff „Schwangerschaft“ angeblich 6.768.056 Treffer aufweisen kann – deren Priorität bei Blogs und Büchern allerdings eher zweifelhaft ist – stehen dem englischsprachigen Nutzer unter dem Begriff „Pregnancy“ immerhin 241.127.157 präzise Treffer zur Verfügung. Da erscheint die Aussage Costellos, man wolle „Suchenden Content-basierte Ergebnisse präsentieren und nicht nur populäre“ weniger absurd. Google hat beim selben deutschen Suchbegriff über 8 Millionen Treffer, zu „Pregnancy“ über 111 Millionen.
Viel interessanter als die imposante Zahl von 121 Milliarden Seiten, die für Sucher im Netz im Zweifelsfall viel Irrelevantes beinhaltet, ist die von Google abweichende Suchergebnisanordnung in Spalten – und zumindest der Wille, die Treffer thematisch zu ordnen und mit Bildern und beschreibendem Kontext zu versehen. Auch die Tatsache, dass laut Datenschutzrichtlinien IP-Adressen und in Cookies festgehaltenes Surfverhalten der Nutzer nicht gespeichert werden, könnte potenzielle Nutzer eher locken als schiere Link-Masse.
Cuil ist bei weitem nicht das erste Konkurrenzprodukt von Google; erst kürzlich startete Wikipedia-Gründer Jimmy Wales das bisher ziemlich erfolglose „Wikia“. Während Google in den USA laut New York Times 61,5 der Suchanfragen verbucht, hat Yahoo dort immerhin 20,9 Prozent und Microsofts Live Search 9,2 Prozent – also wäre es für Cuil schon mal ein Anfang, zumindest Microsoft Konkurrenz zu machen. Derzeit ist die neue Suchmaschine dem großen Ansturm der Anfragen noch nicht gewachsen und deshalb häufig nicht erreichbar. JULIA NIEMANN
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