: Realitätsferne Agrarromantik
betr.: „Es gibt zu viel Milch auf dem Markt“, taz vom 29. 7. 08
Bei der taz-Lektüre ist mir heute Morgen mal wieder aufgefallen, dass eure Auswahl an Bildern zum Thema „Milchpreise“ ausgesprochen einseitig und irreführend ist.
Neben dem Artikel heute ist eine Kuh unter freiem Himmel zu sehen, unter dem Bild der muntere Kommentar: „Um sie geht es beim Milchgipfel: Kuh auf der Weide.“ Erst mal ist dieser Satz schon auffallend falsch. Denn um die Kühe und die Bedingungen ihres Lebens und Sterbens geht es bei der gesamten Milchpreisdebatte, auch in der taz, leider überhaupt nicht.
Ich erinnere mich an etliche andere Bilder „glücklicher“ Kühe in der taz in den letzten Wochen, und muss mich schon fragen, wo eure Motivation liegt, gerade solche Bilder zu drucken. Bekanntermaßen leben die allermeisten Kühe in Deutschland nicht auf grünen Wiesen, sondern in engen, dunklen Ställen, nach zwei, drei Jahren intensivster Milchproduktion sind sie „schlachtreif“. Mit eurer Bildauswahl befördert ihr eine realitätsferne Agrarromantik und erledigt damit genau das Geschäft der Agrarwirtschaft.
Viele Menschen hängen dieser Romantik an, das Wissen darüber, wie Fleisch, Milch oder Eier produziert werden, ist auch bei gebildeten Schichten oft erschreckend gering, ebenso wie die Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen. Es wäre doch schön, wenn die taz hier aufklärend wirken würde. LUKAS SCHULTE-VENNBUR, Bonn