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Archiv-Artikel

Ein Herz für Hertie

Sieben Bürgermeister aus Schleswig-Holstein wollen die Schließung der Kaufhäuser in ihren Städten verhindern

Von KLU

Schleswig-Holsteins Bürgermeister kämpfen für Hertie. In einer gemeinsamen Initiative forderten die Vorsteher von Rendsburg, Elmshorn, Schleswig, Niebüll, Husum, Mölln und Itzehoe am Freitag die Landesregierung in Kiel auf, die insolvente Warenhauskette zu unterstützen. „Wir wissen, dass NRW darüber nachdenkt, den Konzern mit einer Landesbürgerschaft zu stützen“, erklärt Rendsburgs Bürgermeister Andreas Breitner: „Schleswig-Holstein sollte dem nicht tatenlos zu sehen, sondern sich daran beteiligen.“

Die Schließung der Filialen sei für die Kleinstädte „ein derber Schlag“, prophezeit Dierk Böckenholt, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands Nord. Das breite Angebot des meist einzigen Kaufhauses der Mittelzentren erfülle „wesentliche Aufgaben für die Versorgung der Bevölkerung“. Zudem verlören bei einer Schließung aller sieben Filialen in Norddeutschland 316 Angestellte ihren Arbeitsplatz.

Die Initiative habe auch schon Kontakt zur Hertie-Konzernspitze in Essen aufgenommen, sagt Breitner. Die sieben Bürgermeister wollen den wichtigsten regionalen Arbeitgeber in Schleswig-Holstein auf seine Verantwortung hinweisen. Nicht nur die Angestellten der Warenhäuser, sondern auch die umliegenden Einzelhändler könnten von den Schließungen betroffen sein. EHV-Geschäftsführer Böckenholt geht in diesem Fall von einer „insgesamten Verschlechterung“ aus. „Die Unternehmen können auch profitieren“, erklärt er, aber sollte sich kein anderer Betreiber für die 8.000 -10.000 Quadratmeter großen Flächen finden, würden Leerstände zu einem städtebaulichen Problem werden.

Käufer in spe gibt es kaum. Die „großen“ Betreiber wie Karstadt und Kaufhof kommen eher nicht für eine Übernahme des Warengiganten in Frage. „Karstadt hat die Standorte bereits abgegeben“, sagt Böckenholt, und Kaufhof denke selbst über einen Verkauf nach. Vorstellen könne er sich eine Übernahme der Häuser durch einen der Unterhaltungselektronikanbieter, doch auch für sie wären die Gebäuderiesen vermutlich ein Klotz am Bein. KLU