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Archiv-Artikel

Der Saalfeger der Frankfurter SPD

Das ist fast schon ein Ritual auf Parteitagen der hessischen SPD: Steht der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des linken Unterbezirks Hessen-Süd und auch der Frankfurter Sozialdemokraten, Gernot Grumbach, auf der Rednerliste, leeren sich die Turnhallen und Bürgerhäuser schlagartig. Viele Genossen verspüren allein schon bei der Nennung seines Namens plötzlich Harndrang; andere bekommen Heißhunger auf belegte Brötchen oder Frankfurter Würstchen. Als begnadeter Redner gilt der 55-jährige gelernte Deutschlehrer nicht gerade.

„Farbloser Apparatschik“ schimpfen ihn Kritiker auch aus den eigenen Reihen. Einige Genossen aus dem eher rechten nordhessischen Unterbezirk glauben, dass der Mann mit dem Ulbrichtbart, der die Werke von Karl May und Karl Marx gleichermaßen oft und gern liest, zum Lachen in den Keller gehe. Sie irren sich – vielleicht. Denn Grumbach kann durchaus auch „lustig“ sein – bei seinem Fastnachtsverein „Die Schnauzer“ in Rödelheim steht er an den „tollen Tagen“ als Protokollchef in der Bütt.

Aktuell ist aber Schluss mit lustig. Grumbach soll als Chef der Frankfurter SPD „im Auftrag“ der Landespartei- und Landtagsfraktionschefin Andrea Ypsilanti das SPD-Ausschlussverfahren gegen das Aufsichtsratsmitglied der RWE Power AG, Wolfgang Clement, als Kläger mit betrieben haben. Clement hatte wegen der Energiepolitik der Hessen-SPD vor der Wahl Ypsilantis gewarnt. Die Empörung darüber vor allem bei den „Parteifreunden“ in Berlin ist groß – nicht wegen der Äußerung des Lobbyisten Clement, sondern wegen der mutmaßlichen Klägerrolle von Grumbach. Antragstellerin im Kreisverband Frankfurt war zwar nicht er, sondern eine Vorstandskollegin. Aber natürlich stehe er als politisch Verantwortlicher „voll und ganz“ zu dem im Vorstand einstimmig gefassten Beschluss, sagte Grumbach gestern der taz.

Links verortete sich Grumbach gleich nach seinem Parteieintritt 1971. 1981 war der kaufmännische Angestellte – Hessen stellte nach seinem Referendariat zwei Jahre lang keine Lehrer ein – Chef der Jusos Hessen-Süd und von 1983 bis 87 dann auch hessischer Juso-Vorsitzender. Leben von der Politik kann Grumbach erst seit 1991. Da holte ihn Umweltminister Jörg Jordan als Parlamentsreferenten nach Wiesbaden. Vor seinem Sprung in den Landtag 2003 war er zuletzt Referatsleiter in der Landeszentrale für politische Bildung.

Sein Markenzeichen sind unmögliche Klamotten. Wenn Sie in Hessen einen Mann im knallrot-karierten Jackett mit gelber Krawatte, grauer Hose und weißen Turnschuhen sehen, dann ist das Gernot Grumbach. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT