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Archiv-Artikel

heinrich von hannover, prinz Der hastige Familienhistoriker

Prinzen sitzen heute nicht mehr in Palästen, sondern vor dem Internet. Um eine Audienz bittet man Prinz Heinrich von Hannover einfach per Mail. Heinrich von Hannover ist übrigens nicht zu verwechseln mit seinem gelegentlich prügelnden Bruder Ernst-August: Der ist der heutige Welfenchef. Prinz Heinrich betreut dafür die Welfen-Homepage: Hier lässt sich anhand eines ellenlangen, verzweigten Stammbaums die Familiengeschichte des ältesten Fürstenhauses Europas nachvollziehen. Des Prinzen Platz ist übrigens ganz unten rechts, in einem Kasten, den er sich teilen muss: mit Schwester Alexandra.

Für Geschichte interessiert sich Prinz Heinrich aber nicht nur aus familiären Gründen: Sein Geld verdient er als Herausgeber und Verleger historischer Bücher. Sein neustes Werk ist der „Welfenbericht“, ein Bildband über die Geschichte des Welfenhauses in den vergangenen 150 Jahren. Der Prinz hat dafür seine private Foto- und Filmsammlung geöffnet.

„Von Hannover“: So meldet sich Prinz Heinrich standesgemäß am Telefon. Er habe es eilig und „nur fünf Minuten Zeit“, sagt er, „also ganz schnell die Fragen bitte, Sie müssen sich beeilen, sonst wird das nicht mehr“. Dann aber ist ihm kaum zu folgen. Immerhin fragt er nach jedem seiner hastigen Minutenmonologe: „War das jetzt verständlich?“ Sein persönliches Interesse sei Geschichte, vor allem welfische Geschichte – weil er eben den Markt gut kenne.

Als vor drei Jahren auf der Marienburg der Burgschatz verscherbelt wurde, schimpfte Heinrich von Hannover gleichwohl, was das Zeug hielt: Die Familientradition werde verschleudert, das ganze Haus sei leer – eine Schmierenkomödie eben. Sein Bruder habe „schließlich auf der Kunst- und Antiquitätenauktion 2005 auf der Marienburg den Ausverkauf der hannoverschen Geschichte betrieben“, beklagt Prinz Heinrich. Die Marienburg sei jetzt von innen und außen zu bewundern, die Kunstschätze aber verloren. Mehr als 2.000 Ölbilder, darunter viele Porträts, seien verkauft worden. „Uns“, sagt der Prinz, „sind wenigstens die Fotos geblieben.“ RABEA WACHSMANN

Fotohinweis:PRINZ HEINRICH VON HANNOVER, 47, lebt mitsamt Ehefrau und drei kleinen Kindern in Göttingen. FOTO: DPA