tagebuch eines wanderarbeiters
: Wir sind die Verlierer von Olympia

Ob die Olympischen Spiele mein Leben berühren? Natürlich, in den Medien gibt es einen absoluten Overkill. Sobald ich nur den Fernseher anmache oder eine Webseite öffne, erscheinen nichts anderes als Nachrichten über die Spiele. Ich finde es übertrieben. Als gäbe es nichts Wichtigeres. Die Olympischen Spiele sind ja eigentlich nur ein Sportereignis. Nun werden sie mit Politik und Wirtschaft vermischt.

Für die Wanderarbeiter in Peking bedeutet Olympia, dass sie ihre Arbeit und ihren Lebensunterhalt verlieren und in ihre Heimatprovinz zurückkehren müssen. Ob sie danach wieder in Peking eine Arbeit aufnehmen können, wissen sie oft nicht. Die Formalitäten und administrativen Auflagen dafür sind nur sehr mühsam zu erfüllen. Wir Wanderarbeiter sind also die Verlierer von Olympia.

Für meine Familie auf dem Land spielt Olympia keine Rolle. Sie haben insgesamt weniger Zugang zu Medien. Oder sie nehmen die Spiele weniger wahr. Für die Menschen auf dem Land hat die chinesische Regierung keine Olympia-Aktivitäten organisiert. In ihrem Alltag gibt es also keine spürbare Veränderung.“PROTOKOLL: CSU

CUI CHANGYONG, 33, ist Wanderarbeiter in China (siehe Porträt SEITE o4)