Der Fluss im Sommerstau : Heiligtümer auf der Ems
Es ist einer der klassischen Konflikte zwischen Ökonomie und Ökologie in Norddeutschland. Und er gehört zu denen, wo eine Lösung nicht in Sicht ist. Denn die Schiffe der Meyer-Werft zählen zu den Heiligtümern niedersächsischer Industriepolitik.
KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT
Dabei haben vermutlich selbst die hartleibigsten Umweltschützer nichts gegen Meyer und seine Kreuzfahrtriesen. Das Problem ist nur, dass die Werft am falschen Ort liegt. Jahrhundertelang genügte das tideabhängige Tieflandflüsschen den Anforderungen der Schifffahrt. Nun sind diese Zeiten endgültig vorbei.
Eine ganze Werft mit 2.500 Beschäftigten verlegt niemand so eben ans Meer, also wird der Unterlauf der Ems zum Industriekanal degradiert. Denn eine Bundeswasserstraße ist er, wie Unterelbe und Außenweser, ohnehin schon längst – und damit kein Fluss mehr, sondern ein Wirtschaftsweg.
Das Muster ist das Gleiche wie bei den Ausbaggerungen von Elbe und Weser, Modell steht die Aushöhlung europäischen Naturschutzrechtes für die Erweiterung des Hamburger Airbus-Werkes, Konsequenz ist die Klage der Stadt Papenburg gegen Versuche, den Schutzstatus des Unterlaufs zu erhöhen.
Die Ems hat die Produkte des größten Arbeitgebers und Steuerzahlers der Region zu transportieren. Diese technokratische Sicht mag schlicht sein, in der realen Welt ist sie ohne Alternative.