: „Die werden total unterschätzt“
taz: Herr Hansen, Sie sind Amerikaner aus Hawai und wohnen in Berlin. Warum machen Sie ein Fernseh-Quiz über die norddeutsche Hanse?
Eric T. Hansen: Ich habe mich schon in Norddeutschland verliebt, als ich für mein erstes Buch „Die Nibelungenreise“ durch Deutschland gereist bin. Ich will Hamburg nicht zu nahe treten, aber mich hat vor allem diese ganz trockene friesische Ecke um die Küsten, diese Nordsee und Ostsee, diese ganz flache ...
Aber an der Ostsee gibt es keine Friesen!
Mich hat beides beeindruckt, an der Nordsee dieses Flache, Trockene, und an der Ostsee das Windgepeitschte. Das hatte fast was Mystisches.
Würden Sie Berlin verlassen und da hinziehen?
Na ja, ich komme aus Hawai. Dort geht man ins Wasser und friert nicht, es gibt keinen Schleim auf dem Sand. Nordsee und Ostsee sind imponierend, aber sie sind nicht das Meer, nach dem ich mich sehne.
Wie fanden Sie die Menschen im Norden?
Ich habe nur Schlechtes über die Norddeutschen gehört, dass sie langweilig sind und den Mund nicht aufmachen. Aber als ich da war, fand ich, dass sie total unterschätzt werden. Ich fand sie sehr nett, hilfreich, relativ kommunikativ, aber gleichzeitig auch sehr trocken und nicht irgendwie übertrieben oder aufdringlich.
Sie sagen, dass die Weißwurst zuerst über Frankreich nach Hamburg kam, dann aber dort vergessen wurde. Woher wissen Sie so was?
Ich recherchiere seit 25 Jahren über Deutschland, und ich habe herausgefunden, dass bei den Dingen, die die Deutschen für selbstverständlich halten, wir Ausländer aber merkwürdig finden, die meisten Deutschen nicht wissen, woher das kommt.
Wie war das mit Buxtehude, wo die Schmiede das Viagra der Hanse hergestellt haben?
Das war eine Legende, und die haben die Schmiede in Buxtehude aufgegriffen und Pulver verkauft. Wenn der Mann älter wird, muss das Glied gestärkt werden, und der Schmied macht Eisen hart. Es gibt eine Postkarte aus dem 19. Jahrhundert, wo alte Männer gebückt zu einem Schmied reingehen und jung und frisch herauskommen.
INTERVIEW: WIE
„Hansen in der Hanse“: Heute, NDR-Kulturjournal, 22.30 Uhr.
ERIC T. HANSEN, 48, erforscht die Deutschen.FOTO: NDR