: Mit Gasgeruch durch Ghanas Hauptstadt
taz-Serie zu steigenden Energiepreisen (III): Ghanaische Taxifahrer stellen ihre Automotoren auf Flüssiggas um
Energiepreise steigen stetig, Rohstoffe sind teuer wie noch nie. Was Appelle von Umweltschützern nicht vermochten, schafft der Preisdruck: Ein sparsamer Umgang mit Ressourcen wird Pflicht. Damit rücken Technologien in den Mittelpunkt, die lange als unmodern oder wenig praktikabel galten. Die taz hat ihre Auslandskorrespondenten gebeten aufzuschreiben, wie die hohen Preise den Alltag der Menschen verändern und mit welchen Strategien sie das „Leben auf Reserve“ meistern.
AFLAO taz ■ „Manchmal riecht es etwas nach Gas, aber ansonsten finde ich diese Autos gut“ – Vera Adjei nimmt regelmäßig ein Taxi vom Grenzort Aflao in die ghanaische Hauptstadt Accra. Die Autos brauchen gut zwei Stunden, um die 200 Kilometer zu bewältigen. Daran hat sich nichts geändert. Aber womit die Taxis laufen, das ist besonders in dem afrikanischen Land.
„Ich wüsste von keinem Taxi hier in Aflao, das noch mit Benzin fährt“, sagt Taxifahrer Jimah Oyeh. Vor zwei Jahren hat er seinen 16 Jahre alten Nissan Primera auf Flüssiggas umgerüstet. Das geht, weil der Wagen als Benziner gebaut wurde. Diesel-Motoren lassen sich nicht umstellen.
Einen Tag hat der 35-Jährige für das Umbauen gebraucht und gut 200 US-Dollar bezahlt. Seither kann Jimah Oyeh entweder mit Flüssiggas oder durch das Umlegen eines kleinen Schalters mit Benzin fahren. Es braucht lediglich einen Gastank im Kofferraum. Durch Röhrchen fließt das Gas nach vorne zum Motor, ein Ventil ist zwischengeschaltet. Dann kommt ein Spezialvergaser, und von dort geht es direkt zu den Zylindern.
Aber der eigentliche Clou an der Sache ist der Preisvorteil. Im Benzinmodus benötigt der Nissan für die 200 Kilometer von Aflao nach Accra rund 20 Liter, die in Ghana umgerechnet gut 16 US-Dollar kosten. Aber wenn der Wagen mit Flüssiggas fährt, dann zahlt Jimah Oyeh fast nur die Hälfte.
Vor Kurzem hat Jimah in einer Radio-Talkshow gehört, dass mittlerweile 45 Prozent aller Autos in Ghana auf Flüssiggas umgerüstet seien. Als Chauffeur weiß Oyeh, dass der Anteil bei den Taxis weitaus höher liegt. Zumeist finden die Fahrgäste den technischen Wandel gut. Dabei interessiert es kaum, dass Flüssiggas sauberer verbrennt als Benzin.
Für die Passagiere zählt vor allem, dass der Fahrpreis nicht noch weiter steigt. Umgerechnet 9 US-Dollar zahlt man von Aflao nach Accra. Auch in Ghana hat der Preis für Benzin und Diesel mehrfach stark angezogen. Dagegen bleibt der Preis für Flüssiggas fast stabil. Im Fahrkomfort unterscheiden sich Benzin und Flüssiggas nicht. Allerdings erreichten die Autos mit Benzin betrieben etwas höhere Geschwindigkeiten, sagen viele.
Ein anderes Problem hat Passagier Robert Maltey. „Ich meide diese Gas-Taxis, weil es schon öfter Unfälle gab“, sagt Maltey. Das Problem liegt nicht darin, dass es im Auto mal nach Gas riechen kann, sondern dass es bereits mehrfach zu Explosionen an Tankstellen kam.
Immer mehr dieser Flüssiggas-Tankstellen kommen in Ghana auf. Eine strenge technische Überwachung fehlt allerdings. Das dichtere Netz an Gas-Tankstellen sorge dafür, dass man nun fast überall im Land mit Gas fahren kann, sagt Jimah Oyeh. Außerhalb Ghanas aber gibt es diese Versorgung nicht in Afrika, und Flüssiggas zur Fortbewegung statt zum Kochen ist wenig bekannt. Als Jimah Oyeh einmal nach Nigeria fuhr, dachten die Zöllner zuerst, er würde etwas im Gas-Tank schmuggeln. Bis er das Ventil öffnete und die Grenzbeamten vor dem Zischen die Flucht ergriffen. Und im Land musste er wider Willen Benzin kaufen, als das Gas in seinem Tank leer war. HAKEEM JIMO