: Hip-Hop für südafrikanische Selbsthilfe
Im Uebel und Gefährlich spielt am Samstag die Beletage nicht nur des hamburgischen Hip-Hop-Geschehens für einen guten Zweck: Unterstützt werden soll die südafrikanische Straßenkinder-Hilfsorganisation „Mylife“
Ein Stelldichein der ganz Großen des deutschen Hip-Hop steht am Samstag Abend im Uebel & Gefährlich an. Samy Deluxe, Eizi Eiz und Denyo von den „Beginnern“, Max Herre und Afrob vom Freundeskreis, D-Flame, Illo und Lebogang werden dort zusammen mit der Liveband „Rhaatid“ auftreten. Die hat eigens für diesen Abend alle Stücke einstudiert. Und weil sich ohnehin alle kennen, wird auf der Bühne sicher so einiges los sein, was die Herzen des Fans höher schlagen lässt.
Um ein derartiges Line-Up an einem Abend auf die Bühne zu bringen, braucht es natürlich einen gemeinsamen Nenner: entweder Geld – oder eine gute Idee. Auf Ersteres verzichten heute Abend zumindest alle Künstler. Die Erlöse der Veranstaltung dienen stattdessen der Unterstützung der Hilfsorganisation „Mylife“. Zusammengetrommelt hat die HipHop-Elite des Landes der Hamburger DJ Mixwell. Der ist nämlich auch „Mylife“-Botschafter und hat deshalb und mit Hilfe vieler Freunde diese Veranstaltung möglich gemacht.
„Mylife“ ist eine offiziell eingetragene junge Hilfsorganisation aus Kapstadt, die sich dort vor allem für die Resozialisierung und Integration von Straßenkindern, die so genannte „abandoned youth“, und verarmte Communities einsetzt. Seit neun Jahren versucht „Mylife“, den Teufelskreis der Hoffnungslosigkeit auf den Straßen Südafrikas zuerst einmal überhaupt zu verstehen. Denn Grundlage der Arbeit soll ein kooperatives Verhältnis zu den Kindern und Jugendlichen sein.
„Mylife“ vertritt ausdrücklich einen ganzheitlichen Ansatz nachhaltiger Entwicklung: Wer am Projekt teilnimmt, der soll durch physische Rehabilitation, emotionale Heilung, die Entwicklung von Fähigkeiten und die Schaffung von Arbeitsplätzen bestärkt werden, sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Konkretes Projekt zurzeit: die Realisierung eines Pilot-Dorfes in der Nähe Kapstadts, das benachteiligten Jugendlichen Heilung, Ausbildung und damit eine positive Alternative zur Gewalt auf der Straße schafft.
Derzeit leben schätzungsweise 500 Kinder und Jugendliche allein in Kapstadts Zentrum. Auch wenn sich die persönlichen Geschichten immer unterscheiden, beginnen viele mit einer zerbrochenen Familie, mit der Alkoholsucht der Eltern, mit körperlichem Missbrauch. Freunde, Aufmerksamkeit und Anerkennung finden die Kinder und Jugendlichen auf der Straße – und bleiben oft dort. Ein hartes Leben von einem Tag auf den anderen, die meisten haben schnell HIV und Tuberkulose. Die Ärmsten hängen den ganzen Tag an der Klebstoff-Tube – wer kann, nimmt „echte“ Drogen. Gangs und Prostitution sind für viele der Weg, um zu überleben.
Ein auswegloses Bild will „Mylife“ aber nicht entwerfen: Was auch immer die Gründe für ein Leben auf der Straße seien, stets gingen damit eine bewusste Entscheidung für dieses Leben einher. Wer wieder wegkommen will davon, müsse sich selbst dagegen entscheiden.
Trotz aller Hoffnung auf die Selbstregierung der verlassenen Jugend ist dennoch Geld von außen nötig, und eine beliebige Menge davon kann auf das Konto von „Mylife“ überwiesen werden. Die Verbindungsdaten finden sich auf deren Webseite http://www.mylife.org.za.
20 Euro kann man dann am Samstag Abend noch mal an der Kasse zur Mega-Jam drauflegen. Wer mit sieben Euro kleiner einsteigen will, spart sich das Konzert und wohnt nur der Aftershowparty mit DJ Miss Leema, Reef & DJ Mixwell himself bei. ROBERT MATTHIES
Sa, 23. 8., 21 Uhr, Uebel und Gefährlich, Feldstraße 66