: Der Herzog von Kolumbien
Wenn sich Orlando Duque mit breitem Grinsen aus 30 Metern in die Tiefe stürzt, scheint jeder Hauch von Gefahr verflogen. Die gleichermaßen eleganten wie rasanten Bewegungen des neunfachen Weltmeisters im Klippenspringen sehen derart kontrolliert aus, dass man nicht den Eindruck hat, als könnte das, was er da tut, lebensgefährlich sein.
Zum Extremsport Klippenspringen ist der Kolumbianer Duque jedoch erst über Umwege gekommen. Der 34-Jährige begann seine Karriere einst als Kunst- und Turmspringer, errang als solcher mehrere Landesmeistertitel und sollte 1992 sogar bei den Olympischen Sommerspielen in Barcelona dabei sein. Sollte. Weil dem kolumbianischen Springerverband das Geld ausging, wurde Duque im letzten Moment zurückgepfiffen. Er reagierte, indem er diese erste Karriere abrupt beendete und eine zweite begann – fortan wandte er sich riskanteren Fallhöhen zu.
Dass seine Kollegen ihn wegen dieser Geschichte in Anlehnung an seinen Familiennamen mit höchstem Respekt „The Duke“ nennen, zu Deutsch „Der Herzog“, mag etwas seltsam klingen, wenn man den kleinen Mann in der engen bunten Badehose seine Pirouetten in der Luft drehen sieht. In seiner Heimat Kolumbien ist er jedoch ein absoluter Volksheld. Spätestens seit 2006, als er sich mit dem Sprung von einer 34 Meter hohen Brücke im Guiness-Buch der Rekorde verewigte, kennt ihn dort fast jeder. Bei seiner ersten WM-Teilnahme 1996 hatte er von allen Preisrichtern die Höchstnote 10,0 erhalten – bis heute ist er der einzige Klippenspringer, der das geschafft hat.
Was ihn immer wieder dazu bringt, aus einer Höhe zu springen, die der eines zehnstöckigen Hauses entspricht? Die beste Erklärung sei „das Gefühl der Angst vor dem Sprung und die Entspannung danach“, sagt Duque. Die Klippenspringer gingen ganz nah an die Grenzen heran und manchmal ein kleines Stückchen darüber hinaus. „Genau das ist der Kick.“
Bei einem Wettbewerb im Hamburger Hafen will Orlando Duque am Samstag gemeinsam mit neun weiteren „Cliff-Divern“ aus aller Welt vom Museumsschiff Rickmer Rickmers in die Elbe springen. Mit Salti und Schrauben aus knapp 30 Metern – gerade hoch genug.
CLAAS RELOTIUS
ORLANDO DUQUE, 34, stammt aus der Stadt Cali im Südwesten Kolumbiens. Neben seiner Karriere als Extremsportler studierte er Betriebswirtschaftslehre in Kalifornien. Heute lebt er auf Hawaii und verdient sich dort sein Geld als Stuntman für Filmproduktionen. FOTO: DPA
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen