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Archiv-Artikel

„Première Dame“ in Bremen

Die türkische Frauenbewegung auf Zypern sucht Hilfe in Europa für den Friedensprozess auf der Insel

Von kawe

Seit der vergangenen Woche sind die Beziehungen zwischen der Freien Hansestadt Bremen und der Türkischen Republik Nordzypern von besonderer Art. Die Gattin des Präsidenten, Oye Talat, war an der Weser und hat sich hier erklären lassen, wie in einer offenen Gesellschaft verschiedene Volksgruppen zusammen leben können – denn das ist ihre Vision für ihr geteiltes Land

Sie hat die Bremer EU-Abgeordneten Helga Trüpel und andere bremische LokalpolitikerInnen um Unterstützung gebeten. Eingefädelt hatte den Kontakt der Bremer Bürgerschaftsabgeordnete Mustafa Öztürk (35). Er ist in Bremen geboren und ein engagierter Grüner mit türkischem Hintergrund, den die EU einst nach Nordzypern geschickt hatte, um die Kontakte zu dem offiziell nicht anerkannten Teil der Insel zu verbessern.

Seitdem die Türkei den 220.000 „Inseltürken“ zu Hilfe kam als die griechische Militärjunta 1974 die Insel mit ihren 800.000 Griechen annektieren wollte, ist der nördliche Teil der Insel international isoliert. Erst seit der Volksabstimmung über den Kofi Annan-Plan sucht die EU auf informellem Wege die Kontakte zu Nordzypern zu normalisieren. Damals hatten die türkischen Zyprioten dem Vereinigungsprozess zugestimmt, die griechischen Zyprioten ihn trotz ihrer Mitgliedschaft in der EU aber abgelehnt

Die Frau des Präsidenten ist die Botschafterin des Friedensprozesses. Sie ist gelernte Chemikerin, leitet ein medizinisches Analyse-Labor und hat als Vorsitzende eines zypriotischen Frauenverbandes eine schlichte Botschaft: „Wir als zypriotische Frauen wollen mit unseren Kindern auf einer friedlichen Insel Zypern leben.“ Weil die von Männern dominierte Politik in 30 Jahren keinen Frieden bringen konnten, sollen nun die Frauen- und das meint: die Zivilgesellschaft - die Stimmung des Misstrauens und der wechselseitigen Schuldzuweisungen überwinden.

Eine Frauenbewegung, die die Modernisierung von muslimisch und griechisch-orthodox geprägten Macho-Strukturen betreibt - das ist einzigartig. Es gibt eine Gender-Abteilung im Präsidialamt. Oye Talat wird bei ihrem Besuch von einer jungen, engagierten Frau aus diesem Amt begleitet, die den Titel “Gender Officer“ führt. Nicht nur deswegen muss man unterstellen, dass ihre Diplomatie die Unterstützung des Präsidenten hat. „Wir leben zusammen in einem Haushalt, natürlich reden wir viel über Politik!“, erklärt sie ihren Einfluss auf den Präsidenten eher bescheiden. Seit gemeinsamen Studententagen kennen sich die beiden und arbeiten auch politisch zusammen.Verabredeter Austausch zwischen Frauengruppen, versprochener Kulturaustausch, direkte Kontakte zum europäischen Parlament - für Oye Talat hat sich die Reise nach Bremen gelohnt. kawe