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: Nett und kostenlos

Bremen ist so ein armes Land, dass man Mitleid haben muss. Mitleid, weil bei all der Armut so einiges an guten Sitten über Bord geworfen werden muss, um überhaupt ab und zu nochmal positiv auf den kleinen Stadtstaat und seine ambitionierte, vom Grundsatz der Nettigkeit geleitete Politik aufmerksam machen zu können.

KOMMENTAR VON FELIX ZIMMERMANN

Nett sein wollte die Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper, als sie – der Tradition ihres ebenfalls stark prinzipientreuen und stets netten Vorgängers Willi Lemke folgend – die Eltern der Erstklässler mit einem Brief begrüßte, um ihnen gute Wünsche mit auf den Weg zu geben.

Blöd nur, dass in ihrem Ressort für die 3.900 Briefe und die Druckkosten kein Geld übrig war und auch nicht genug Personal, um die Briefe per Boten direkt zuzustellen. Hätte man ja auch in Erwägung ziehen können. Wer aber so wenig von allem hat – also wenig Geld, kaum Personal und, das muss an dieser Stelle eingefügt werden, kein Bewusstsein für den Datenschutz und die Neutralität gegenüber den heimischen Unternehmen –, der greift dann halt mal zu einer so merkwürdig distanzlosen Maßnahme, und lässt sich den Brief und dessen Versand von der örtlichen Monopolzeitung sponsern, hilft ihr mit den Adressen weiter und wirbt für sie. Not macht erfinderisch, aber nicht jede aus der Not geborene Idee ist clever und nachvollziehbar.