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Archiv-Artikel

Flach, scharf und stromhungrig

LCD- und Plasmafernseher bleiben Umsatzbringer der Branche. Energie sparen sie aber nicht

BERLIN taz ■ In den Elektronikmärkten ist der Umbruch zu Flachbildfernsehern längst vollzogen: 95 Prozent der verkauften Geräte kommen ohne die klassische Bildröhre aus. Auch in diesem Jahr gehören die Geräte wieder zu den Wachstumstreibern der IFA. „Schlanker, schärfer und bunter“ lautet das Motto.

Das wichtigste Verkaufsargument, die hochauflösende Darstellung im Format HD (High Definition), hat jedoch ein entscheidendes Problem, das vielen Kunden erst nach dem Kauf auffällt: Es gibt in dieser Qualität bis heute keine überzeugenden Programme. Mit Ausnahme einiger Spartenkanäle, die nur über digitalen Satelliten oder Kabel zu empfangen sind, wird in Deutschland noch immer im guten alten PAL-Bildstandard gesendet. Der rastert das Fernsehbild in vergleichsweise grobe 576 Bildzeilen, die jeder Röhrenfernseher problemlos darstellen kann. Dennoch legt die IFA die Latte für die Bildqualität diesmal noch höher – „Full HD“ mit 1.920 vertikalen Bildzeilen ist der aktuelle Standard, ohne den kein neuer Fernseher auskommt.

Zunehmend vermarkten die Hersteller ihre Geräte auch als energiesparend. Zu Unrecht, sagt Stéphanie Zangl, Bildschirmexpertin beim Freiburger Öko-Institut. Meist sei es umweltfreundlicher, bei einem klassischen Gerät zu bleiben. „Röhrenfernseher sind weniger energiehungrig als Flachbildfernseher in vergleichbarer Größe“, sagt Zangl. Die Stromkosten fürs Fernsehen könnten sich durch ein LCD- oder Plasmagerät durchaus verdoppeln.

Immerhin wird in Werbeprospekten inzwischen der Stromverbrauch jedes Bildschirms genannt. Diese Angabe sei mit Vorsicht zu genießen, warnt Zangl. Denn bis heute gibt es für Flachbildfernseher kein standardisiertes Messverfahren. Je nach Auflösung oder Helligkeit seien sehr unterschiedliche Werte möglich, sagt die Expertin vom Öko-Institut. „Darum lässt sich die Verbrauchsangabe eines Herstellers nicht mit der eines anderen vergleichen.“

Neben einem Energieeffizienzlabel, das wie etwa bei Kühlschränken auf einen Blick den Verbrauch im Vergleich zu anderen Geräten angibt, fordert Zangl darum vor allem eine verbindliche Norm für die Messung des Verbrauchs. „Wir hoffen, dass bis zum Ende des Jahres konkrete Ergebnisse bei der Überarbeitung der entsprechenden EU-Richtlinie zu sehen sind“, so Zangl. Immerhin sind auf der IFA viele Flachbildfernseher zu sehen, die 25 bis 30 Prozent weniger Strom als ihre Vorgänger verbrauchen. „Das ist nicht nur im Interesse der Verbraucher, sondern auch im Interesse der Hersteller. Sie wissen, dass die EU in absehbarer Zeit gesetzliche Höchstwerte für den Stromverbrauch der neuen Fernseher verabschieden wird“, sagt Zangl.

Hersteller wie Sony und Samsung zähmen den Energiehunger ihrer neuen LCD-Fernseher, indem sie vor allem ihre Lichtquelle effizienter gestalten. Der Hintergrund eines LCD-Fernsehers ist permanent erleuchtet. Bisher erzeugen Leuchtstoffröhren das benötigte Licht. Auf der IFA sind LCD-Fernseher zu sehen, die mit stromsparenden LED-Zellen arbeiten. Die neuen Lichtquellen lassen sich zudem punktgenau ansteuern – und können bei dunklen Bildausschnitten heruntergedimmt werden.

Der Schritt zur punktgenauen Bildsteuerung ähnelt den konkurrierenden Plasmafernsehern, die bislang als Stromfresser gelten. Diese arbeiten ohne permanentes Hintergrundlicht. Stattdessen erzeugen sie die benötigte Helligkeit für jeden Bildpunkt mit Hilfe winziger Gasentladungen direkt auf der Oberfläche des Monitors. „Pauschale Aussagen, welche dieser Technologien weniger Strom verbraucht, sind sehr schwierig“, meint Expertin Stéphanie Zangl. Es komme auf den Einzelfall an.

TARIK AHMIA