Ökos trommeln gegen Moorburg

Umweltverbände bezeichnen das Kompromiss-Angebot von Vattenfall zum Bau des Kohlekraftwerks in Moorburg als „Mogelpackung“ und die Gruppe Gegenstrom 08 schüttet Kohle in ein GAL-Büro

VON GERNOT KNÖDLER

Vor der anstehenden Genehmigungsentscheidung zum Kohlekraftwerk Moorburg hat die Umweltszene den Druck auf die Hamburger Grünen (GAL) erhöht. Zwar wurde die für Dienstag oder Mittwoch angekündigte Entscheidung für oder gegen das Kraftwerk nach taz-Informationen auf Ende des Monats verschoben. Am Freitag hatte Vattenfall-Vorstandschef Rainer Schubach dem schwarz-grünen Senat jedoch einen Kompromiss vorgeschlagen, den Greenpeace, der BUND und die Leute vom Klimacamp „Gegenstrom 08“ als Mogelpackung betrachten.

Knapp 30 Greenpeace-Leute fuhren am frühen Montag Morgen mit Schlauchbooten zur Kraftwerksbaustelle. In großen schwarzen Buchstaben schrieben sie „Stop CO2“ auf einen Bauturm. Von einem Kran aus entrollten sie ein Transparent. Wie die Polizei mitteilte, sind die Demonstranten erst am frühen Nachmittag wieder von dem Turm geklettert. Die Polizei nahm zwölf Demonstranten in Gewahrsam und zwei weitere vorläufig fest. Verletzt wurde niemand.

Greenpeace lehnt den Kompromissvorschlag des Kraftwerksbetreibers in spe Vattenfall ab. Der Energiekonzern sei bereit, den Kohlendioxid-Ausstoß in Moorburg zu reduzieren bis die Technik zur CO2-Abscheidung reif sei, hatte Vattenfall-Vorstandschef Rainer Schubach der taz gesagt. Dies sei ein „fauler Kompromiss“, sagte Karsten Smid von Greenpeace. Die Umweltorganisation fordert statt des Kohlekraftwerks ein nur halb so großes Gaskraftwerk.

Ähnlich sieht das Gegenstrom 08. Mitarbeiter der Kampagne besetzten am Montag die Büros der GAL, wo sie 30 Kilogramm Kohle ausschütteten. „Damit wollen wir deutlich machen, dass die GAL sich die Finger schmutzig machen muss, wenn sie die Kohle weg bekommen will“, erläuterte Jonas Becker-Tietz von Gegenstrom 08. „Wir fordern die zuständige GAL-Senatorin auf, die Genehmigung für Moorburg bedingungslos und vollständig zu versagen.“

Aus Sicht der Kampagne hätten die grüne Umweltsenatorin Anja Hajduk und ihre Partei den politischen Konflikt mit den Unternehmen suchen sollen. „Eine andere Klimapolitik ist nicht mit dem Verwaltungsrecht durchzusetzen“, sagte Christoph Kleine von Gegenstrom 08. Die Kampagne fordert „die entschädigungslose Enteignung der Energiekonzerne und den Einstieg in eine demokratisch kontrollierte ökologisch und soziale Energieversorgung“.

Die GAL nahm den Besuch der Kohleträger gelassen. Der Fraktionsvorstand und die beiden Landesvorsitzenden hätten eine Stunde lang mit den Besetzern diskutiert, sagte Fraktionschef Jens Kerstan. „Protest gegen das Kohlekraftwerk Moorburg darf verschiedene Formen annehmen“, sagte Kerstan. „Für uns steht das Genehmigungsverfahren im Vordergrund.“

Wie Gegenstrom 08 wies auch der BUND darauf hin, dass die CO2-Abscheidung eine Technik der Zukunft sei. „Dieses noch nicht erprobte Verfahren zum festen Bestandteil eines Kraftwerks zu machen, das bereits 2012 in Betrieb gehen soll, ist unredlich“, sagte BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch.