Komplexes Krankheitsbild

Der Kölner Ümit Özat kollabierte jüngst in einem Bundesligaspiel, in einem halben Jahr will er wieder auflaufen

KÖLN taz ■ Es waren zwei Welten, die sich auf dem Podium im Presseraum des 1. FC Köln begegneten. Auf der einen Seite saß der Fußballspieler Ümit Özat, Sorgenfalten durchzogen seine Stirn. Auf der anderen Seite thronte der Kölner Manager Michael Meier und wurde nicht müde, das Wort „glücklich“ zu benutzen. Dies sei „ein glücklicher Tag“, sagte Meier, weil Ümit nach seinem Zusammenbruch während des Spiels der Kölner beim Karlsruher SC vor fast zwei Wochen wieder vor die Presse treten könne. Er sei außerdem „glücklich, weil Herr Ümit nach seiner Myokarditis mit 90-prozentiger Sicherheit nach einer Pause seinen Beruf wieder ohne Risiko aufnehmen kann“.

Myokarditis ist der Fachbegriff für Herzmuskelentzündung, und wenn diese Krankheit zu spät erkannt wird, kann sie bleibende Schäden am Herzen zurücklassen. Experten der Universitätsklinik Köln, der Medizinischen Hochschule in Hannover und ein Spezialist aus den Vereinigten Staaten hatten diese Diagnose gemeinsam verifiziert. Ümit hingegen wirkte besorgt, seine Einschätzung der Lage klang weniger optimistisch als die Schilderungen des Managers. „Mir wurden sechs Wochen Ruhepause verordnet“, sagte der 31-Jährige. Die Fortsetzung von Ümits Karriere gilt als wahrscheinlich, sie ist jedoch keineswegs gesichert, und die Tatsache, dass man die Befunde den besten Spezialisten vorlegen musste, zeigt die Komplexität des Krankheitsbildes.

Der sichtlich bedrückte Ümit gewährte den Journalisten einen tiefen Einblick in die Gedanken, die ihn seit dem lebensbedrohlichen Kollaps von Karlsruhe quälen. Der Fußballer fragt sich, ob er es gegenüber seiner Familie verantworten kann, die Karriere fortzusetzen. Es gebe für ihn „nichts Wichtigeres als die Familie und die Kinder“, erklärte er, um zwei Sätze später zu betonen: „Fußball ist für mich alles, Fußball ist mein Leben.“

Ümits Frau Nurdan hatte sich aus Angst vor einem neuen Zwischenfall öffentlich gewünscht, dass ihr Gatte das Fußballspielen künftig sein lassen möge. „Wenn ich nur zu 90 Prozent gesund bin, dann kann ich dem Verein nicht mehr helfen“, sagte er daher mit finsterem Blick, „aber ich vertraue meinem Körper, und wenn die Ärzte nach sechs Wochen sagen, dass ich wieder spielen kann, dann werde ich das tun.“ Doch selbst wenn alles gutgeht, rechnet Meier mit einem „Zeitraum von einem halben Jahr“, bevor Ümit wieder auflaufen kann. Bis zur nächsten Untersuchung wurde dem früheren türkischen Nationalspieler absolute Ruhe verordnet, und wenn man sieht, wie sehr ihm die ärztliche Forderung zu schaffen macht, gewinnt man eine Ahnung davon, wie er leiden würde, wenn er nicht mehr spielen dürfte. DANIEL THEWELEIT