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Archiv-Artikel

Kaffeetrinken wird wohl teurer

Hoffnung für die bitterarmen Kaffeebauern: Weil der Anbau der Bohnen im Jahr 2002 massiv eingeschränkt wurde, steigt der Preis für das Rohprodukt. Händler kassieren

BERLIN taz ■ Eine schlechte Nachricht für alle, die ohne das wach machende Getränk nicht auskommen wollen, und eine gute Nachricht für Kaffeebauern in Lateinamerika, Südostasien und Ostafrika: Im neuen Jahr sollen die Preise für Rohkaffee ansteigen. Nach Ansicht der Tchibo-Frisch-Röst-Kaffee, die nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von 27 Prozent die größte Kaffeeverkäuferin in Deutschland ist, wird sich das auch auf den Endpreis durchschlagen.

Der Rohkaffee-Durchschnittspreis sei 2002 so niedrig wie nie zuvor gewesen und habe sogar unter den Produktionskosten in den Anbauländern gelegen, erklärte Vorstandssprecher John Karakadas. „Das lässt sich auf Dauer nicht halten.“ Hingegen prognostiziert Hans-Georg Müller für die Internationale Kaffeeorganisation (ICO) kaum Veränderungen am deutschen Kaffeepreis im neuen Jahr. Auch wenn die Produktion in den Anbaugebieten aufgrund des drastischen Preisverfalls jetzt sinkt, seien die weltweiten Lagerbestände noch sehr hoch.

In deutschen Supermärkten lag der Preis für ein Pfund Kaffee Ende 2002 mit drei Euro netto um 20 Prozent unter dem Vorjahr – die Folge einer weltweiten Überproduktion der braunen Bohnen, die seit 1989 mit kurzen Unterbrechungen anhält.

Laut ICO-Exekutivdirektor Nästor Osorio geht die jahrelange Preiskrise auf den Bruch des internationalen Kaffeeabkommens im Jahr 1989 zurück. Zuvor hatten die Absprachen der Erzeugerländer über Quoten die Preise recht stabil gehalten. Danach aber brachen sie ein.

Brasilien erweiterte ab Mitte der 90er-Jahre seine Anbauflächen massiv. Zur gleichen Zeit drängte Vietnam, das in den 90er-Jahren ein atemberaubendes Wirtschaftswachstum verzeichnete und gerade in der Landwirtschaft Reserven mobilisierte, als Neuling auf den Kaffeemarkt. Vietnam hat sich innerhalb weniger Jahre zum zweitgrößten Kaffeeexporteur der Welt entwickelt. Der Anbau war in Hochgebirgslagen im südlichen Mittelvietnam großflächig möglich und bot den dort ansässigen Angehörigen ethnischer Minderheiten eine wirtschaftliche Perspektive. Der Preisverfall führte in der vietnamesischen Kaffeeregion weniger zu Armut als in Lateinamerika, weil die Regierung Teile der Ernte aufkaufte und einlagerte.

Viele Kaffeebauern in Lateinamerika, Südostasien und Ostafrika waren allerdings aufgrund des Überangebots gezwungen, ihre Ernte unter den Anbaukosten zu verkaufen. In der Folge gaben viele die Produktion auf, ließen ihre Felder verwildern. Für die ohnehin armen Landarbeiter in den ärmsten Regionen der Welt bedeutete das Arbeitslosigkeit, Hunger und Elend.

2002 ging der Kaffeeanbau zurück und dürfte sich allmählich dem Verbrauch annähern. Die ICO beziffert den Rückgang der Ernte in Mexiko auf rund 17 Prozent, in Vietnam auf 20 und in Guatemala sogar auf knapp 25 Prozent. Seit August, als der Durchschnittspreis für Rohkaffee beinahe einen historischen Tiefststand erreichte, ist er denn auch von 42,79 auf mehr als 55 US-Cent pro Pfund gestiegen.

Während der Preisverfall für die Bauern Not bedeutete, sicherten sich Verarbeiter und Händler prozentual höhere Anteile am Endpreis. Nahmen die Bauern 1990 noch ein Drittel des Endpreises ein, sind es 2002 nur noch knapp 10 Prozent.

MARINA MAI