Das Weiße im Auge

Von wegen Klimaerwärmung: Hamburg im Würgegriff einer zentimeterdicken Schneeschicht, welche es heute auf Stahlkanten zu durchpflügen gilt, um für den Hardangervidda-Snørapport zu üben

von SVEN-MICHAEL VEIT

Eine Metropole im Würgegriff des Winters. Zwei bis drei, örtlich wurde gar von vier Zentimetern Schnee gemunkelt, die Hamburg gestern in ein Weiß tauchten, welches das Auge lange nicht sah. Und wenn die Pracht nicht bis heute weggetaut sein sollte, werden schon mal die Stahlkantenbretter untergeschnallt für die Probe auf das Exempel, das den Schluss dieses Textes bildet.

Zuvor aber ist von heftigem Schneetreiben zu berichten, das gestern Vormittag fast den Einzelhandel in der Mönckebergstraße lahmer gelegt hätte als sämtliche Bambule-Demos des vergangenen Jahres. Und von aufopferungswilligen Einsatzverbänden, die seit 2 Uhr in der Früh zurückschippten. Zu welchem Zwecke sie mit 260 Fahrzeugen, so vermeldet der Schneefrontbericht der Hamburger Stadtreinigung, 8500 Kilometer Straßen und somit gleich „zweimal die Entfernung Hamburg–Moskau und zurück“ mit locker 450 Tonnen Feuchtsalz pökelten.

Und zu erwähnen ist auch die amtliche Erleichterung in der polizeilichen Verkehrsleitstelle über nur wenige Unfälle mit nur geringen Schäden. Was allerdings weniger in gewachsenem Verantwortungsbewusstsein automobiler VerkehrsteilnehmerInnen begründet gewesen sei, sondern in einer urlaubsbedingt relativ geringen Anzahl derer, die auf Hamburgs Straßen unterwegs waren.

Mitteilenswert erscheint zudem, dass die Zugverbindung zwischen Hamburg und Berlin am Nachmittag für eine Dreiviertelstunde unterbrochen werden musste. Im Bahnhof Bergedorf hatte der Eurocity nach Prag eine über die Bahnsteigkante hinaus fräsende Schneefräse gestreift. Zu Schaden kam dabei niemand, auch Lok und Fräse sind wohlauf.

Verschwiegen werden soll auch dies nicht: Der aktuelle Snørapport auf www.skiinfo.no vermeldet für das selbstredend geheim zu haltende Tal in der norwegischen Hardangervidda, in dem der Autor in zwei Monaten Skiwandern wird: 120 Zentimeter, minus 19 Grad, Langlaufbedingungen: „Meget bra“ – vom Allerfeinsten mithin.