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Archiv-Artikel

Der Intercity-Blues

Studentenvertreter protestieren gegen heimliche Preiserhöhungen bei der Bahn

Die Bahn nennt es „bessere Verknüpfung“ oder „Aufwertung“, der Asta der Uni Oldenburg nennt es „reine Umbenennung“ oder „Umlackierung“ der Züge. Fast jeden zweiten Zug von Bremen nach Oldenburg und umgekehrt können StudentInnen mit dem Semesterticket nicht mehr nutzen. Nach der großen Bahnreform am 15. Dezember sind die Interregios zu Intercities geworden – und ICs sind von den Leistungen ausgeschlossen.

„Wir sind sehr erbost“, sagt der Sozialreferent des Bremer Asta, Nils Stegemann. Denn der Nutzen des Semestertickets wird stark eingeschränkt, der Preis von 59,80 Euro pro Halbjahr aber bleibt. „Wir wollen den vollen Leistungsumfang wieder herstellen“, sagt Stegemann. Das hieße freie Fahrt nach Oldenburg zur alten Zeit und in alter Geschwindigkeit – und von Oldenburg aus weiter nach Leer und Norddeich. Verhandlungen mit der Deutschen Bahn AG laufen– bisher jedoch erfolglos. Das Angebot der Bahn, für einen monatlichen Aufpreis von zehn Euro den IC im VBN-Bereich nutzen zu können, lehnen die Asten ab. „Das verdoppelt den bisherigen Semesterticket-Preis“, rechnet Stegemann.

Besonders ärgerlich: Gerade die Züge, die passend zum Vorlesungsbeginn ankommen, wurden umbenannt. Für die Studenten, die das gemeinschaftliche Studienangebot der Universitäten in Bremen und Oldenburg nutzen und vielleicht mehrmals täglich pendeln, ist das ein großer Nachteil.

Der Verkehrsreferent des Asta in Oldenburg, Gernot Lucks, kennt einen Geheimtipp: Wer in Hude aus manchen Regionalbahnen in den Regionalexpress nach Bremen umsteigt, kann bis zu 19 Minuten sparen. Das funktioniere aber nur hin. Das jetzige Angebot sei nicht mehr akzeptabel, so Lucks. Gerade für die Ostfriesen gebe es Probleme: Der Regionalexpress nach Leer-Norddeich fährt alle zwei Stunden, und der IC auf der selben Strecke sei selbst mit dem 10-Euro-Aufpreis – weil außerhalb des VBN-Gebietes – nicht zu nutzen.

Die Änderungen stellten nicht nur der Solidarpakt zwischen Studenten und Verkehrsbund in Frage, auch das Vorhaben, den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern, sieht der studentische Verkehrsreferent gefährdet. Um die Bahn zu Nachbesserungen zu bewegen, hat das Studentenparlament in Oldenburg zuletzt mehrheitlich gefordert, die Zahlungen für das Semesterticket an den VBN zu kürzen. Ob das die Deutsche Bahn dazu bewegt, ihren Fahrplan nochmal umzustellen, ist allerdings fraglich. Laura Ewert