richard wright ist tot
: Pink Floyds Gesamtkünstler

„Meine beste Zeit mit Pink Floyd war Mitte der Sechzigerjahre. Damals gab’s keinen Chef, wir haben nur gejammt, wussten weder, wie lange ein Song dauern würde, noch, wann er wieder aufhört. Es muss am Geist von Swinging London gelegen haben, alle waren damals auf der Art School.“ Die Aussage stammt von Richard Wright, Gründungsmitglied und Keyboarder von Pink Floyd und genau wie seine Mitmusiker zunächst Architekturstudent am London Polytechnic. Am Montag ist Wright im Alter von 65 Jahren in London einer Krebserkrankung erlegen.

Andere Pink-Floyd-Mitglieder, vor allem Roger Waters, haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Band mit Progrock-Projekten der Superlative kommerziell am Leben gehalten. Daher denkt man heute bei Pink Floyd stets an Stadionkompatibilität. Es war Richard Wright, der zusammen mit dem 2006 verstorbenen Ur-Pink-Floyd-Gitarristen Syd Barrett den frühen, stärker für Pop- und Avantgardekonzepte offenen Sound von Pink Floyd geprägt hat. Er war maßgeblich für die Pink-Floyd-Filmmusik zu Antonionis Meisterwerk „Zabriskie Point“ und für ambienthaften Softrock zu seltsamen Hippiefilmen von Barbet Schroeder verantwortlich. Auf die Idee, Konzerte in Multimediaspektakel mit Lightshow und Soundeffekten zu verwandeln, kam die Band nach der Teilnahme an einem Workshop von Timothy Learys „Millbrook Institute“ im Oktober 1966. Anders als Syd Barrett lehnte Wright den von Leary geprägten Schlachtruf „Turn on, Tune in, Drop out“ ab und behauptete, nur die Zuschauer seien damals angetörnt gewesen. Wright sang bereits auf einigen der von Barrett komponierten psychedelischen Popsongs des Pink-Floyd-Debütalbums und steuerte zwei Songs für das zweite Werk „Saucerful of Secrets“ bei.

Nach Barretts LSD-induziertem Abgang, 1967, schob Richard Wright Pink Floyd stärker Richtung Gesamtkunstwerk. Für immer wird er mit dem Doppelalbum „Ummagumma“ von 1969 in Verbindung gebracht werden. Seine Klangideal stand damals zwischen Wah-Wah-Pedalen, Karlheinz Stockhausen und den sanft-milchig verträumten Klängen des Mellotrons. Auf einer eigenen Plattenseite, „Sysyphus“ betitelt, führte der Keyboarder Klangexperimente vor. Auf dem Coverfoto sieht man den barfüßigen Richard Wright vor englischer Parklandschaft sitzend. Inmitten dieser pastoralen Gartenkunst möge er nun friedlich ruhen. JULIAN WEBER