Die Schlammschlacht, Runde 14

Untersuchungen von FC St. Pauli-Präsident Corny Littmann bezüglich unrechtmäßiger Zahlungsweisen im Verein bringen erste Ergebnisse. Klage des Mitarbeiters Michael Lappen, vertreten durch Littmanns Gegenkandidaten Andreas Held, bleibt kurios

von OKE GÖTTLICH

Corny Littmann lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Versuch der vereinsinternen Rechtsanwalts-Opposition, mit Andreas Held einen neuen Gegenspieler zu Littman auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 25. Februar zu präsentieren, macht den Präsidenten des FC St. Pauli nur noch energischer. „Bis zum Wochenende werden weitere wegweisende Entscheidungen und Erklärungen folgen“ kündigte er gestern an. Heute will er die Ergebnisse einer Untersuchungskommission und seinen Recherchen zu den vermeintlich illegalen finanziellen Vorgängen im Verein präsentieren.

Unbeeindruckt fühlt sich Littmann von der Präsentation des neuen Kandidaten in einem Schreiben des auf der letzten Mitgliederversammlung nicht in den Aufsichtsrat gewählten Anwaltes Jörg Philipp Köhncke. Zu seinem Gegenkandidaten sagt Littmann nur: „Wer ist Held?“ Köhncke hat als Mitglied laut Satzung gar kein Recht, einen Kandidaten vorzuschlagen. Das ist dem Aufsichtsrat vorbehalten.

Dass dieser sich angesichts der Klage des Rellinger Rechtsanwaltsbüros Winter & Held gegen den FC St. Pauli und die Rechtmäßigkeit der Aufsichtsratswahlen vom vergangegen November nun veranlasst sehen sollte, einen nicht fristgerecht vorgestellten Kandidaten als Gegenkandidaten von Littmann vorzuschlagen, bleibt mindestens ungewiss. „Sich bei dem Gremium zu bewerben, was man selbst der Unrechtmäßigkeit bezichtigt, ist doch abenteuerlich“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Jost Münster.

Überhaupt mutet die Klage des Anwaltsbüros und des St. Pauli-Mitarbeiters Michael Lappen (taz berichtete gestern) grotesk an. Vereinsgastronom Lappen muss sich des Verdachts erwehren, dass er sich von der Vereinsopposition um die Verlierer der letzten Wahlen und von Littmanns Aufräumarbeiten – Peter Paulick, Christian Pothe, Tatjana Groeteke, Jörg Philipp Köhncke – instrumentalisieren ließ, um für weitere Unruhe zu sorgen. Lappen soll als ehemaliger Schwager der von Littmann geschassten Geschäftsstellenleiterin Tatjana Groeteke von selbiger auch seinen Job als Gastronom auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße angeboten bekommen haben. Außerdem wartete Lappen wohl bewusst die Betriebsratswahlen im Verein von Mitte Dezember ab, um seine Klage bei einer Wahl unter dem Schutz der Unkündbarkeit eines Betriebsrates einzureichen. Umso erboster war Lappen, als er dann doch nicht in den Betriebsrat gewählt wurde. Lappen selbst wollte dazu keine Stellung nehmen. „Ich bin jetzt am Arbeiten und möchte nicht gestört werden“, erklärte er.

Die Klage gegen die Aufsichtsratswahlen gründet sich unter anderem darauf, dass ein St. Pauli-Fanclub angeblich eine erhebliche Anzahl von Wahlzetteln gesammelt und in eine Urne geworfen haben soll. Der in der offiziellen Klageschrift als Zeuge hierfür benannte Fanbeauftragte des Vereins, Sven Brux, zeigte sich gestern allerdings völlig überrascht davon, als Zeuge in dem Verfahren aufzutauchen.

Unterdessen ist Littmann von CDU-Bürgermeister Ole von Beust als Mitglied der „Botschafter für eine wachsende Stadt“ ins Spiel gebracht worden. Skurrilerweise wurde auch Alexandra Czerner, die das Architektenbüro KHD.Czerner leitet und Pläne für den Stadionneubau des FC St. Pauli erstellt hat, zur Botschafterin für eine wachsende Stadt ernannt. Czerner und der FC St. Pauli befinden sich im Rechtsstreit um den Stadionbau. Gestern trafen sich Littmann und Czerner zu einem Gespräch. „Wir hatten ein angenehmes Gespräch und werden die Sache schnellstens bereinigen.“

In einem Disput um die Nutzbarkeit der Pläne hatte Noch-Vizepräsident Christian Pothe, der als erklärter Littmann-Gegner gilt, als Geschäftsführer der Stadionbetriebsgesellschaft den Gerichtsstreit angestrengt, um nicht die vollen Kosten für das bereits fertig geplante Stadion des Büros zahlen zu müssen. Das Argument Pothes lautete damals, dass Teile der Planung unbrauchbar seien. Der Vize handelte den geforderten Betrag um knapp die Hälfte herunter, wollte aber zusätzlich die Rechte an den nicht brauchbaren Plänen behalten. Darauf ließ sich Czerner nicht ein. Statt der für den 16. Januar vorgesehenen endgültigen Entscheidung vor Gericht wird das Verfahren nach dem gestrigen Gespräch wohl nun erst mal bis nach der Mitgliederversammlung am 25. Februar ausgesetzt.