: Schulkampf auf dem Wochenmarkt
Die Junge Union stört den Auftakt der Volksinitiative „Schule für alle“. Die sammelt ab heute Unterschriften in allen Bezirken. Die Pro-Gymnasium Initiative „Wir wollen lernen“ will Passanten die Unterschrift ausreden
Die Auftaktveranstaltung des Volksbegehrens „Eine Schule für alle“ begann mit einer theatralischen Einlage. Gerade als der Dortmunder Bildungsforscher Ernst Rösner seinen Vortrag begann, stellten sich Mitglieder der Jungen Union vors Publikum und trugen auf T-Shirts stumm den Slogan „Jedes Kind ist einzigartig, macht sie nicht zur grauen Masse“, zur Schau. Dabei verteilten sie Karten mit der Aufschrift „Nein zur Einheitsschule“, auf denen eine graue Menschenmasse vor einem riesigen Marx-Portrait dahin schleicht.
Rösner bezog die Störer in seinen Vortrag ein. „Wer die Hauptschule erhalten will, will Kinder fernhalten als Mitbewerber für attraktive Berufspositionen“, sagte er. Die Unterscheidung in theoretisch und praktisch begabte Kinder sei Unsinn.
Auch GEW-Chefin Marianne Demmer bezog ihre Rede auf die T-Shirts. „Jedes Kind ist einzig artig, das stimmt“, sagte sie. „Deshalb reichen drei Schulformen nicht. Wir brauchen eine Prinzenerziehung für jedes Kind“. Das bedeute individuelle Förderung in der Schule für alle.
„Ich glaube sogar, dass es günstig ist, dass es diese Gegeninitiative gibt“, sagte Ver.di Chef Wolfgang Rose. „Das zwingt uns, unsere Argumente zu schärfen.“ Man hätte mit der Jungen Union diskutieren sollen. Worauf Daniel Völkoi von der Grünen Jugend seufzte: „Mit der Jungen Union kann man nicht diskutieren.“ Der GAL Nachwuchs will für „eine Schule für alle“ sammeln. Auch eine Migrantenorganisation will Listen in türkischen und kurdischen Läden auslegen und dabei bewusst auch ungültige Stimmen von Menschen ohne Deutschen Pass sammeln, weil die „von dem Schulsystem am meisten betroffen sind“.
61.000 gültige Unterschriften braucht das Bündnis, das ab heute auf den Wochenmärkten der Stadt sammeln wird (Termine siehe www.eineschule.de). Bei einer Ted-Umfrage der Talkshow Anne Will stimmten 56 Prozent für eine Schule für alle. „Die Stimmung kippt zu unseren Gunsten“, sagte Demmer. Das will die Gymnasium-Initiative „Wir wollen lernen“ verhindern. Sie rief ihre Anhänger auf, zu den Stände zu gehen und Passanten von der Unterschrift abzuhalten. KAIJA KUTTER