: Ausdruck mit Ewigkeitszug
Ein Preis für den Künstler im Fotografen: Am Samstag eröffnet in der Städtischen Galerie eine Ausstellung mit den 23 besten Arbeiten des KUBO-Kunstpreises 2003 für Fotografie
Die Zeit der kleinen Brötchen ist vorbei. Wir kriegen’s lieber groß gebacken. Was sonst kann ein Künstler wollen, außer dem großen Wurf? Außer dem Ewigkeitszug? Der finalen Meisterschaft? Nichts. Und alles fängt an mit der Formel: Große Kunst – großer Ausdruck.
„Der große Ausdruck“ als Thema eines Kunstpreises – da wäre eigentlich zu erwarten, dass die Künstler mit einem Reigen der Ironie antworten. Aber in diesem Fall ist das anders: „Der große Ausdruck“ ist das Thema des KUBO-Kunstpreises 2003 für Fotografie, ein Thema mit einer ironie-resistenten formalen Bedeutung: mindestens 1 x 1 Meter sollten die eingereichten Arbeiten groß sein. Außerdem, und hier kam die Kunst ins Spiel, erwartete Detlef Roth vom KUBO, dass die Künstler den „großen Ausdruck“ auch inhaltlich verstehen: vom Großartigen und Beeindruckenden sollten die Bilder handeln. Ein Preis für den Künstler im Fotografen.
Wie beim letzten Mal hat sich das KUBO zusammengetan mit dem Berliner Kunst- und Medienzentrum Adlershof. In beiden Städten wird ausgeschrieben, und die Jury ist mit drei Bremern und drei Berliner besetzt. Die 23 besten Arbeiten sind ab Samstag in der Städtischen Galerie, ab Anfang März im Berliner KMZA zu sehen. Ausgelobt wurden 2.600 Euro, die sich ein Berliner und ein Bremer Künstler teilen. Unter den Berliner Arbeiten wurde Kurt Buchwalds „Großer Index: In viaggio“ prämiert, bei den Bremern gewann die Gemeinschaftsarbeit „Szene II“ von Anna Solecka und Wolfgang Zach.
„Szene II“: Drei Frauen bei einer Waschung, ganz offensichtlich ein Ritual. Eine Frau liegt mit dem Rücken auf einer Bank, eine andere gießt ihr Wasser über das glatte, fallende Haar. Enterieur und Kleidung stammen aus den 50er Jahren. Anna Solecka hat diese Szene ihrer eigenen Erinnerung entnommen, hat sie nachgestellt und abfotografiert. Wolfgang Zach hat das Foto gescannt und ein Computerprogramm geschrieben, das die Farbwerte über eine computergesteuerte Zeichenmaschiene in eine Bleistiftzeichnung übersetzt – ein edler „großer Ausdruck“ an der Grenze zwischen Zeichnung und Fotografie.
Kurt Buchwald dagegen macht das Kleinteilige im Großen stark und hängt insgesamt 84 Farbfotos neben- und untereinander – eine Bildergeschichte entsteht, frei erzählt im Kopf des Betrachters. Eine vergleichsweise bedeutungsoffene Arbeit, die auf die Direktheit verzichtet, die viele der anderen ausdrucksstarken Ausdrucke prägt.
Und da hängen einige sehenswerte (Selbst-)Porträts, Landschaftsaufnahmen und Experimente in der Städtische Galerie. Vertreten sind unter anderen Bilder von Julia Baier, Stefan Bargstedt, Kerstin Drobek, Herwig Gillerke, Sandra Kuhne und Marikke Heinz-Hoek, alles BremerInnen, die mit ihren Berliner Kollegen nur das durchgängig hohe Niveau teilen. Klaus Irler
Eröffnung und Preisverleihung: Sa, 19.00 Uhr. Öffnungszeiten: Di/Do 10-18 Uhr, Mi/Fr 10-16 Uhr, So 11-16 Uhr