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Archiv-Artikel

Liebe auf prasselnden Flammen

Wie man eine glückliche Ehe führt, zeigt die Kanzlergattin der Zukunft, Karin Stoiber

„Ich persönlich habe nichts dagegen, als Hausfrau und Mutter tituliert zu werden“

Die deutsche Ehe steckt tief in der Krise. Das weiß nicht nur der Bundeskanzler. Nie war die Scheidungsrate so hoch – 40 Prozent aller Ehen landen vor Gericht, Tendenz steigend. Ein Paar gibt hingegen Anlass zur Hoffnung: Karin und Edmund Stoiber, seit 34 Jahren glücklich verheiratet. Wie auf der Homepage (www.stoiber.de) zu erfahren ist, war es „Liebe auf den ersten, auf jeden Fall aber auf den zweiten Blick“. Karin, gelernte Bankkauffrau, gab ihren Beruf auf, als 1971 Tochter Constanze geboren wurde. Sechs Jahre später kam Veronica zur Welt, 1980 Sohn Dominic. Seit 1981 lebt Familie Stoiber in einer Doppelhaushälfte in Wolfratshausen.

Edmund geht morgens zur Arbeit, Karin ist Hausfrau und führt, wie ihr Gatte sagt, „ein ganz normales Leben, geht einkaufen, unterhält sich“. „Ich persönlich habe nichts dagegen, als Hausfrau und Mutter tituliert zu werden“, sagt Karin Stoiber. „Im Gegenteil: Es ehrt mich. Die großartige Leistung der Hausfrauen und Mütter erfährt in unserer Gesellschaft leider nicht die gebührende Wertschätzung. Da könnte ich richtig wütend werden. Man ist als Hausfrau doch für alles zuständig, rund um die Uhr. Man vereinigt sozusagen in einer Person ein ganzes Kabinett.“

Und dieses Kabinettstückchen kann man angeblich lernen! Zum Beispiel aus zwei Büchern, die die Stoiberin verschlungen haben muss: Lore Lorentz’ „Auf großer und kleiner Flamme“ und Else Richters „Das moderne Kochbuch“. Jeden Psychoratgeber kann man dagegen vergessen, und nach dieser Lektüre ist das Rezept, eine gute Hausfrau zu sein und eine glückliche Ehe zu führen, kein Geheimnis mehr: „Die Verfasserin (Else Richter) war bemüht, nicht nur der Anfängerin am Kochherd eine gute Beraterin zu sein, sondern auch die erfahrene Hausfrau vor der Gefahr des Routineprogramms zu bewahren.“ Die Anfängerin wird mit wertvollem Basiswissen vertraut gemacht: „Unter Kochen versteht man das Garmachen des Kochgutes in reichlich wallender Flüssigkeit.“

Routiniers wie Karin Stoiber halten sich hingegen an Grundsätze für Fortgeschrittene wie: „Ein Gast – und auch Ihr Mann – sollte beim Essen das Gefühl haben, es würde Ihnen eine Riesenfreude machen, kochen zu dürfen und das Geschirr abwaschen zu können.“ Ein Ratschlag, den die Ehefrau des bayerischen Ministerpräsidenten gern übernimmt und noch weitreichender interpretiert hat: „Wenn mein Mann nach Hause kommt, und ich spüre, dass er sehr angespannt ist, dann komme ich nicht gleich mit meinen Anliegen. Ich warte den passenden Moment ab.“ So frühstücken sie stets gemeinsam, und „wenn ich meine Arbeit erledigt habe, dann sitze ich gern gemütlich in der Sofaecke im Wohnzimmer, lese oder sehe fern und warte, bis er nach Hause kommt.“

Wichtig ist auch, dass die Hausdame immer eine Portion Sauerkraut für den hungrigen Mann bereithält: „Bereiten Sie lieber die doppelte Menge, damit Sie abends oder am nächsten Tag noch eine Portion Sauerkohl für Ihren Gatten haben – Sie wissen ja: Wofür er besonders schwärmt, wenn er wieder aufgewärmt.“ Alles nach dem Grundsatz: „Frühstück wie das Wirtschaftswunder persönlich, Mittag wie ein Kumpel auf Schacht 3 und abends wie der zweite wissenschaftliche Assistent am Max-Planck-Institut“.

„Mein Mann schöpft sehr viel Kraft aus seiner Ehe und Familie“, sagt Karin Stoiber. Zu den Kindern halten sie „engen Kontakt“, und so hat Karin Stoiber auch die Tradition des „Brunch am Wochenende, zu dem sich die ganze Familie in Wolfratshausen trifft“, offenbar aus einem der Lehrbücher gelernt: „Brunch (sprich: bransch) ist etwas Ähnliches wie eine Mahlzeit zwischen zwei Mahlzeiten, die nicht stattfinden. Das Brunchen haben die Engländer und Amerikaner angefangen. Gebruncht wird am besten sonntags, wenn man länger schläft und die Hausfrau ihre freie Zeit nicht nur in der Küche herumstehen soll.“

Und wenn die Politik im Hause Stoiber Einzug hält – was sie selten tut, wie Edmund verrät: „Sie hat sich ganz bewusst dafür entschieden, sich nicht zu tagespolitischen Fragen zu äußern, weil sie kein öffentliches Mandat hat“ – dann ist Karin die perfekte Gastgeberin ganz im Sinne von Lore Lorentz: „Alles muss wunderschön aussehen, einschließlich der Hausfrau. Man darf ihr die Mühe nicht anmerken, die sie mit dem Garnieren und Arrangieren gehabt hat. Lächeln, meine Damen! Dabei haben sie fünf Stunden gewerkt, und trösten Sie sich, mein Mann vergisst auch immer, sich um die Getränke zu kümmern.“

Doch das unzweifelhaft beste Rezept für eine glückliche Ehe, verrät Karin Stoiber, das ist die gelungene Kommunikation: „Wir nutzen intensiv die wenige Zeit, die wir miteinander verbringen können“, und dabei „brauchen wir nicht immer viele Worte“.

TANJA KOKOSKA