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Archiv-Artikel

Damen, aufgepasst!

Der neue „Playboy“ aus dem Hause Burda gibt sich geliftet und gesittet – wie ein Frauenmagazin für Männer

Der größte Unterschied: Die Möpse fehlen. Wenn man den neuen Playboy so neben den übrigen barbusigen Männermagazinen oberhalb des Bückwarenbereichs im Regal stehen sieht, blitzt – oh Wunder – gar kein Schlüsselreiz: Cosma Shiva Hagen, erstes Titelmädchen der ersten Ausgabe im Burda-Verlag, zeigt auf dem Cover nur ihr Gesicht. Innen drin allerdings doch noch mehr. Sonst würde die Unterzeile („Alles, was Männern Spaß macht“) ja schließlich sinnlos – der Playboy-Leser war von jeher stolz darauf, Frauen eben nicht zuerst in die Augen zu schauen.

Der deutsche Playboy hat, pünktlich zu seinem 30-jährigen Bestehen, den Herausgeber gewechselt – vom Hamburger Bauer-Verlag zum Focus-Stall Burda – und damit auch Team, Anspruch und Layout. Am Ende der Bauer-Ära dümpelte Hugh Hefners Vorzeigemopsblatt in einer 160.000er-Auflage herum, wurde dünner und dünner und irgendwie auch dümmer und dümmer, während die Konkurrenz nicht schlief und den Markt mit halbseidenen „Lad-Magazinen“ wie FHM und GQ überschwemmte. Aber jetzt soll alles wieder werden wie früher: an den „anspruchsvollen Journalismus der 70er“, in denen prominente Autoren wie Günter Grass ihre begrenzten Lebensart-Weisheiten zwischen die Bunnies mischten, wolle der Relaunch anknüpfen, das lässt der vom Focus Money-Redakteur problemlos zum Häschenchef gemorphte Stefan Schmortte verlauten. Eine drei Millionen Euro teure Werbekampagne soll dafür sorgen, dass Mann sich von nun an wieder zum Playboy bekennen kann, 200.000 Männer mindestens, auch Leserinnen werden gerne gesehen. Dafür hat man kräftig an Schrift und Erscheinungsbild gefeilt, hat die trashig- handschriftlichen „Steckbriefe“ der Playmates of the Month zum Beispiel auch ins seriöse, neue Druckbild gesetzt, Überschriften ohne Versalien aufgesetzt, Bilder mit Schatten und dunklen Hintergründen versehen, kurzum: Der neue Playboy sieht aus wie ein amtliches Frauenmagazin. Eines, in dem statt Mode Autos und Uhren, statt Diäten Reisetipps und statt Psycho- jetzt Beziehungs-Quiz – nun, eben die unbekleideten Damen abgebildet sind. Allerdings seltener als früher. Bezeichnend und psychologisch höchst interessant, dass die Redaktion selbst ein gestiegenes Niveau mit dem Rückgang nakichter Haut gleichzusetzen scheint.

Was sich sonst noch geändert hat, sind MacherInnen und Inhalte: Eine komplett neue Mannschaft hat sich Themen wie den „Uni-Harem“ (in Erfurt kommen angeblich fünf Studentinnen auf einen Studenten), ein Ralf-Moeller-Porträt und ein George Clooney-Interview aus den Rippen geschnitten, eben das, was Männer anscheinend wollen und wie sie sich wünschen zu sein. Was geblieben ist, ist die Machart der Nackten-Fotos, denn die komplette Fotoredaktion hat den Verlagswechsel überlebt. Darum findet man auch im neuen Playboy vor allem Hochglanzhaut mit Schmollmündchen, bis auf das Covergirl, das vom altbekannten Musikanten-Ablichter Jim Rakete in gewohnter und längst überflüssiger 80er-Manier in Szene gesetzt wurde.

Wieso ein „Männermagazin“ auch im Jahre 2003 noch nackte Frauen braucht, um angeblich interessante Themen an den Mann zu bringen, bleibt schleierhaft, wenn man nicht davon ausgeht, dass nur ein sexuell gelinde stimulierter Mann seinen Brain-Focus auf Autos, die „Agentenschule des BND“ und Designer- Düfte zu lenken vermag. Die alte Playboy-Attitüde beschwört der neue Playboy nur begrenzt, wenn auch stärker als kurz davor.

Ein Glück: Dieses angebliche Niveau, auf dem sich die Hasenzeitung mal befand, gab es in Wahrheit nie. In Wahrheit ist auch der typische Playboy-Kerl ein mehr oder minder erfolgreiches Würstchen mit Job-, Familien- und Selbstbewusstseins-Problemen, so wie wir alle. Nur dass er vielleicht stärker träumt.

JENNI ZYLKA