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Archiv-Artikel

Nur warme Worte für Hapag-Lloyd

Bundesregierung will sich nicht in den Verkauf der größten deutschen Containerreederei einmischen. Das Ende des Wachstums in der globalen Schifffahrt ist in Sicht. Weltweit wichtigste Schiffbaumesse in Hamburg eröffnet

Eine aktive Unterstützung des Bundes für die zum Verkauf stehende Hamburger Reederei Hapag-Lloyd wird es nicht geben. Das sagte die maritime Koordinatorin der Bundesregierung, Dagmar Wöhrl (CSU), am Montag am Rande der Schiffbaumesse SMM, die am Abend in Hamburg eröffnet wurde. Zwar habe die Regierung „ein großes Interesse“ daran, den Schifffahrtsstandort Deutschland zu stärken, versicherte Wöhrl wortreich. Deshalb würde sie es begrüßen, wenn Hapag-Lloyd an einen deutschen Erwerber ginge. Auf der anderen Seite handele es sich um eine unternehmerische Entscheidung des Hannoveraner TUI-Konzerns als Verkäufer, wem er den Zuschlag gebe.

Um die größte deutsche Containerreederei bemühen sich die Reederei NOL aus Singapur und ein Konsortium Hamburger Investoren. Die Frist für Angebote endet am Freitag. Über Details hüllen sich alle Beteiligten in Schweigen. TUI hofft auf einen Erlös von mindestens vier Milliarden Euro.

Der Sprecher der Hamburger Investoren, der Transportunternehmer Klaus-Michael Kühne, hatte am Wochenende ein Signal von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zugunsten des Standorts Hamburg gefordert. Wöhrl sagte dazu, an der Position der Bundesregierung habe sich nichts geändert. Sie begrüße das Engagement der Hamburger Investoren und des Hamburger Senats, plane aber selbst keine Beteiligung an Hapag-Lloyd.

Derweil geht der weltweite Schiffbau-Boom zu Ende, sagte Herbert Aly, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) am Montag auf der Schiffbaumesse SMM. Auftragsbestand und Produktion bewegten sich auf historischen Höchstständen, die Werften seien auf Jahre hinaus ausgelastet. „Dieser beispiellose Boom zeigt jedoch auch Grenzen auf“, sagte Aly. Mittelfristig sei davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Schiffen zurückgehen werde.

Um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, müssten sich die deutschen Werften stärker in der Forschung engagieren und die Ergebnisse schneller in marktfähige Produkte umsetzen, fordert Wöhrl deshalb. Die deutsche Schiffbauindustrie müsse sich ihren technologischen Vorsprung erhalten. Das gelte zum Beispiel beim Umwelt- und Klimaschutz, der anders als früher nicht mehr in erster Linie als Kostenfaktor wahrgenommen werde. Große Chancen sieht Wöhrl für die deutsche Industrie bei der Meerestechnik und der Offshore-Windenergie.

Bei der weltweiten Leitmesse des Schiffbaus sind 1.965 Aussteller aus 56 Ländern in Hamburg vertreten und damit 300 mehr als vor zwei Jahren. Zu der bis Freitag dauernden Messe werden rund 47.000 Besucher erwartet. SVEN-MICHAEL VEIT