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: Freie Wähler nicht mehr frei

Es ist verführerisch: 5,1 Prozent bei der Kommunalwahl – da kann man schon auf die Idee kommen, dass es ganz schön wäre, auch auf Landesebene mitzumischen. Dass dem Projekt „Freie-Wähler-Partei“ auch Erfolg beschieden sein wird, lässt sich aus den zum Teil beeindruckenden Ergebnissen auf kommunaler Ebene allerdings noch nicht schließen.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Ihre größte Stärke würden die Wählerinitiativen sogar ad absurdum führen: In den Kommunen profitieren sie vom Nimbus des Überparteilichen, von ihrer Rolle als Antithese zum eingefahrenen System. Sollten sie nun äußerlich die Form der Konkurrenz annehmen, würde das Wahlvolk umso genauer auf ihre konkreten Ziele achten.

Und die sind äußerst unterschiedlich: Hat etwa in Flensburg die Initiative „Wir in Flensburg“ mit Widerstand gegen Stadtentwicklung mit der Brechstange aus dem Stand 22 Prozent geholt, sind die freien Wähler auf dem platten Land dagegen häufig eine Art Ersatz-CDU, in der sich stockkonservative Bauern sammeln. Alle diese Initiativen leben von ihrer Unabhängigkeit, mit der sie ohne Rücksicht auf Parteiräson lokale Ziele verfolgen können.

Schlössen sie sich zu einer Partei zusammen, wäre damit Schluss – oder die Partei wäre schneller wieder in alle Winde zerstreut, als sie sich zusammengefunden hat.