Kulturmeile mit HÖB

Zentralbibliothek zieht Ende 2003 ins alte Postgebäude am Hühnerposten. Fernziel für 2008 ist Domplatz-Domizil

Leerstand ist immer teurer. Womit natürlich nicht unterstellt werden soll, dass die Projektentwicklungsgesellschaft Famos etwas gegen Kultur hätte. Nur klingt es, wenn man um aktuelle Büroleerstände nicht weiß, allzu altruistisch, wenn – wie gestern – bekannt gegeben wird, dass der private Investor den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (HÖB) den Umzug ins alte Postgebäude am Hühnerposten finanziert. Auf 500.000 Euro werden sich dessen Kosten belaufen; binnen einer Woche möchte HÖB-Leiterin Hella Schwemer-Martienßen im Dezember 2003 den Umzug der 450.000 Medien bewerkstelligen. Auch die derzeit in den Zeisehallen untergebrachte Film- und Videobibliothek zieht mit ein.

Für zunächst fünf Jahre werden die HÖB, bislang nur über den Personaleingang des Ohnsorg-Theaters in der Großen Bleichen zugänglich, am Hühnerposten residieren, bevor sie endgültig an den Domplatz ziehen. „Eine gute Interimslösung, die ich mir schon lange gewünscht habe“, findet Hella Schwermer-Martienßen, die seit Jahren für ein neues Haus kämpft. Teil der Kulturmeile sollen die HÖB jetzt werden – „und von den Museumsdirektoren weiß ich, dass sie dies begrüßen, weil jede Einrichtung von den Besuchern der anderen profitiert“, betonte Kultursenatorin Dana Horáková (parteilos) gestern.

Auch Bausenator Mario Mettbach (Schill) ist zufrieden. Denn fernes Ziel – avisiert für 2007/2008 – ist die im Dezember 2002 vom Senat beschlossene Neubebauung des Domplatzes, wo die HÖB endgültig residieren sollen. Und obwohl der Mietvertrag am Hühnerposten auf fünf Jahre befristet ist, „kann dies natürlich, sollten Bauverzögerungen eintreten, problemlos verlängert werden“, sagt Famos-Geschäftsführer Matthias Meyer. Denn ein Nachmieter sei noch nicht in Sicht. „Ich bin aber optimistisch, wenn ich auch noch nicht konkret weiß, wer das sein könnte.“

Auch am Hühnerposten, 1907 erbaut und komplett denkmalgeschützt, müssen Umbauten vorgenommen werden, die im Februar 2003 starten sollen. 10.000 Quadratmeter des 25.000 Quadratmeter großen Gebäudes werden die HÖB beziehen, wobei zwei Etagen den Medien, weitere anderthalb der Verwaltung Raum bieten sollen. Im Erdgeschoss soll Gastronomie siedeln, weitere Räume werden als Büros vermietet. Auch der Vorplatz wird saniert, „damit ein repräsentatives Gebäude im Herzen der Stadt entsteht“, so Meyer.

Petra Schellen