: Kita-Plätze für alle
Altonaer Eltern protestieren gegen Kita-Gutscheinsystem. Träger verhandeln mit Staatsrat über Nachbesserungen. FamilienPower: Senat spricht nicht mit Eltern
In die Kita-Politik gerät zum Jahresbeginn wieder Bewegung. Heute Nachmittag wollen Eltern in Altona gegen die geplante Reform protestieren. Nächsten Montag verhandeln die Träger mit Staatsrat Reinhard Behrens über Nachbesserungen. Am Dienstag findet in der Handwerkskammer (Holstenwall 12, 17 Uhr) eine öffentliche Anhörung des Jugendausschusses zum Kita-Gutscheinsystem statt.
Das Altonaer Elternbündnis will heute ab 16.30 Uhr mit „Tänzen, Taschenlampen und Transparenten“ zum Spritzenplatz ziehen. Da es trotz eines Mangels von 18.000 Kita-Plätzen „keinen Euro mehr“ gebe, werde es im neuen System „viele Verlierer geben“, heißt es in einem Flugblatt, das in vielen Altonaer Läden ausliegt. Die Gruppe will sich mit Eltern aus anderen Stadtteilen vernetzen und hat dafür die Internet-Homepage www.kita-gutschein.de eingerichtet. Sie fordert die Abschaffung sämtlicher Bewilligungskriterien. Stattdessen sollten alle Kinder einen Kita-Platz bekommen.
Das Bündis erinnert an einen Haken im neuen System: Künftig bekommen Eltern nur noch eine Bewilligung entsprechend ihrer Arbeitszeit plus An- und Abfahrtsweg. „Für die Kita-Kinder wird ein Großteil des Tagesablaufs darin bestehen, gebracht und geholt zu werden“, heißt es in dem Flugblatt. Dort, wo Kinder mit Gutscheinen für vier, sechs, acht oder zehn Stunden zusammen betreut werden, würde es kaum mehr gemeinsame Aktivitäten geben.
Ursprünglich gab es die Idee, zum Schutz der Gruppenpädagogik eine vierstündige Kernzeit vorzuschreiben. Doch da sich Träger und Stadt auf kein gemeinsames Modell einigen konnten, wird die Frage der Kernzeit jetzt den Trägern selbst überlassen. „Staatsrat Behrens oder die übrigen Rathauspolitiker sollten endlich mal mit Eltern über das System reden“, kritisiert Matthias Taube vom Elternverein „FamilienPower“, der ebenfalls wieder aktiv wird und für den 4. Februar um 19.30 Uhr ins Eimsbütteler Hamburg Haus zu einem Info-Abend einlädt. Während SPD sich für ihre Kita-Card-Pläne mutig vor Ort die „Watschen“ abgeholt hätte, würde die jetzige Regierung kneifen.
Bei dem Gespräch mit Staatsrat Behrens geht es vornehmlich um Finanzielles. Weil bekannt wurde, dass die Städtische Vereinigung 11 Millionen Euro zur Insolvenzvermeidung im neuen Wettbewerbssystem erhält, fordern die freien Träger Gleichbehandlung. Es steht aber auch eine Aufweichung der Bewilligungskriterien zur Debatte.
Unterdessen sammelt die SPD Unterschriften zum Volksentscheid für einen Kita-Ausbau (Infos: www.spd-hamburg.de). Wer FamilienPower und SPD-Politiker Thomas Böwer miteinander streiten hören möchte, sollte am 27. Januar um 18 Uhr in die Kita am Kohlhöfen 22 kommen.
KAIJA KUTTER