: Bekenntnis zu Farbbeuteln
Unbekannte bekennen sich zu den Farbattacken auf das Haus von Stefan Aust. Der Film „Der Baader-Meinhof-Komplex“ sei die Fortschreibung der „Verdrehungen und Lügen“
Das Schreiben endet mit dem Satz: „Wir widmen unsere Aktion allen GenossInnen, deren Würde und Integrität durch den Schmutz gezogen werden“ und der Forderung nach Freilassung der RAF-Mitglieder Birgit Hogefeld und Christian Klar. In einem Schreiben an die taz bekannten sich Unbekannte zur Farbattacke auf das Haus des Publizisten Stefan Aust am Donnerstag in Hamburg-Blankenese.
Grund für den Anschlag sei der Kinostart der Verfilmung Austs Buches „Der Baader-Meinhof-Komplex“. „Mitnichten wird dieser Film eine Veränderung im Diskurs über die Politik, den Kampf der RAF bewirken“, schreiben die Verfasser. „Der Film ist die Fortschreibung der Verdrehungen und Lügen des Stefan Aust, er visualisiert die von ihm entworfenen psychopathologischen Muster der RAF wirkungsträchtig – er denunziert den bewaffneten, militanten Widerstand gegen Imperialismus und Staatsterrorismus als wahnsinnig.“
Die Behauptung, dass Menschen verrückt sein müssten, um bewaffnet zu kämpfen ziehe sich wie ein roter Faden durch die Arbeiten von Aust, prangern die Autoren an. Penibel listen sie Passagen aus Interviews auf, um Aust als „notorischen Lügner“ zu bezeichnen. Aus seiner Bekanntschaft zu Ulrike Meinhof in der Konkret-Redaktion hätte er andere Schlüsse ziehen können, als im „Baader Meinhof Komplex“ ein „Schlachtendrama“ mit dem Tenor „Krieg der Bürgerkinder gegen den Staat“ zu produzieren.
Mit der „These des konzeptionellen Suizids“ rücke Aust die erste RAF-Generation nach der Erstürmung der Lufthansa-Maschine Landshut in die Nähe von Selbstmordattentätern. O-Ton im Bekennerschreiben: „Es wäre falsch, dieses Feld der Geschichte an Aust abzutreten.“ MAGDA SCHNEIDER