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Archiv-Artikel

so war‘s (eins): Zähmung der Widerspenstigen Schlag nach bei Austin

John Langshaw Austin war’s, der die Theorie des Tuns durch Wörter am Leitfaden ihres komischen Misslingens entwickelte. Und mit ihr Ausblick gab in das erbarmungslose Framework der Konvention, dem der Alltag sich unterwirft. Christian Fries hat sich, scheint’s, für die Inszenierung der „Zähmung der Widerspenstigen“ bei dem Philosophen schlau gemacht. Unter seiner Regie entdeckt die Bremer Shakespeare Company die Komödie als Lehrstück von der Sprach-Gewalt, ihrem Scheitern und Gelingen: Die Begegnung, das Verbalduell von Katharina und Petruchio übersetzen die Akteure in einen elegant choreografierten, brutalen Kampf auf grünem Kunstrasen. Den Szenenwechsel markiert ein Gong: Nächste Runde.

Der Ansatz ist gut: Scheiternde Sprechakte, unhappy performatives – davon gibt’s in „der Widerspenstigen“ jede Menge: Vertragsabschlüsse mit falschen Vätern, ignorierte Befehle, die Weigerung, einen auferlegten Namen zu tragen: „Käthchen.“ „Ich heiße Katharina“, hält Petra-Janina Schultz dem herrlich selbstgefälligen Erik Roßbander erst kühl entgegen. Dann schreit sie‘s, brüllt und röchelt es – ergibt sich: Der unglücklichste aller Sprechakte ist jener, der gelingt: Katharinas Ja-Wort, die Heirat mit dem kommandierenden Petruchio. Eine tragische Geschichte. Zu der hätte ein beklemmend-resignativer Schluss gepasst. Doch das Stück gilt als Komödie. Und Fries, das zeigen längende Ausflüge in eine abgedroschene Surreal-Symbolik, fühlt sich der Konvention verpflichtet: Also kein tristes Finale, dafür zweimal den Monolog zum Schluss. Gewitzigt. Aber auch – ein bisschen feige. Benno Schirrmeister

Nächste Aufführungen: Heute und Freitag, 24. Januar, jeweils 19.30 Uhr, Sonntag, 19. Januar 18 Uhr, Theater am Leibnizplatz