: vorlauf kunst Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
In den USA werden zurzeit JournalistInnen weitergebildet, die so im Bombensturm ihre Objektivität bewahren sollen. Eine absurde Idee, denn im Krieg ist die Wahrheit ohnehin das erste Opfer. Ein tatsächlich globales Problem um Kommunikation und Reflexion, dem sich die österreichische Künstlerin Valie Export in der Akademie der Künste vielschichtig widmet. Eine herausragende Künstlerin, deren Arbeiten und Themen wie das der Gewalt auch in den nächsten Jahrhunderten aktuell zu bleiben drohen. Jalal Toufic, Beiruter Künstler, gibt im Büro Friedrich mit seiner Installation „Ashura“ Ereignisse nahezu unkommentiert wieder. Er verhält sich entgegengesetzt zur herkömmlichen Berichterstattung und verzichtet auf gesprochene Kommentare. Sieben Monitore in einem komplett abgedunkelten engen Raum dokumentieren die Geschehnisse um das jährlich stattfindende Ashura-Ritual, bei dem an das Massaker an einem Enkel Mohammeds und seiner Familie erinnert wird. Jeder Bildschirm ist vollgestopft mit Männern, die beten und sich gestenreich in Trance singen. Durch die Bänke inmitten des kleinen Präsentationsraumes werden die BesucherInnen gezwungen, nah an die Bildschirme heranzutreten und auf die Traditionen hinabzuschauen. Wählen sie die sitzende Position, schauen sie zu den Handlungen empor. Egal wie die Entscheidung ausfällt, Unbehagen und Beklemmung gipfelt in der Darstellung der Selbstgeiselungen des zehnten Tages, an dem die Männer einen blutigen Tanz vollführen. So fremd die Bilder zunächst erscheinen, so eng sind sie mit unserer Kultur verwoben. Den christlichen Traditionen und Nietzsches Mnemonik, der Kunst, das Gedächtnis durch Hilfsmittel zu unterstützen, sei Dank.