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Archiv-Artikel

Goetsch ruft Schüler zur Mitbestimmung auf

Um die Beteiligung an der Schülervertretung in Hamburg steht es schlecht. Schulsenatorin und Schülerkammer wollen das ändern und haben den heutigen Mittwoch zum „Tag der Schulsprecherwahl“ ausgerufen

Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hat gestern gemeinsam mit dem Schülerkammer-Vorsitzenden Frederic Rupprecht zu „mehr Mut zur Beteiligung an den Schulen“ aufgerufen. Um die Schülervertretungen zu stärken, findet heute in ganz Hamburg der „Tag der Schulsprecherwahl“ statt. Er ist Teil eines 10-Punkte-Plans, den Senatorin und Kammer vereinbarten.

„Demokratie muss trainiert werden“, sagte Goetsch. Gerade am Anfang müssten die Schüler unterstützt werden. Dass das nicht immer so ist, zeigte der gestern vorgelegte 9. Jahresbericht der Ombudsfrau für Schülervertretungen, Barbara Beutner. An sie wandten sich insgesamt 45 Schülersprecher mit Beschwerden. Häufig würden die Wahlen zum Klassensprecher oder Schülervertreter nicht ernst genommen. Es entstehe der Eindruck, „dass Lehrkräfte die Bedeutung der Schülervertretung banalisierten und die Wichtigkeit eines Schüler-Engagements bezweifelten“, schreibt Beutner.

Auf Landesebene hatte die Schülervertretung im vorigen Jahr sogar die Arbeit eingestellt. Laut Gesetz wird die Schülerkammer von den Delegierten der 16 Kreisschülerräte gewählt, die wiederum aus den einzelnen Schülerräten entstehen. Doch 2006 kam nicht mal die Wahl der Kreisschülerräte zustande. „Die Schulbehörde hat seinerzeit die Zügel schleifen lassen“, sagt der SPD-Abgeordnete Gerhard Lein.

Seiner Einschätzung nach handelte es sich um einen „Kollateralschaden“ des zuvor eingeführten Lehrerarbeitszeitmodells. Davor gab es Verbindungslehrer, die nebenher die Kreisschülerräte betreuten. Seit aber die Arbeitszeit kleinteilig abgerechnet wird, würden weder die Einzelschulen noch die Behörde für diese Aufgabe „zahlen“, so Lein.

Im vorigen Herbst wurde die Schulaufsicht beauftragt, darauf zu achten, dass sich die Kreisschülerräte konstituieren – mit der Folge, dass im Mai 2008 die Schülerkammer wieder gewählt wurde. Doch laut Lein haben viele dieser Kreisschülerräte nur einmal getagt und dann nicht wieder. Dabei seien diese „sinnvoller denn je“. Lein: „Ich sehe darin politische Bildungsarbeit.“

Immerhin ist die Schülerkammer aktiv. Im Dezember plant sie ein eigenes Forum mit der Senatorin als Gast. Und in Vorbereitung auf die Regionalen Schulkonferenzen hatte die Behörde ein Coaching angeboten, an dem sich 95 Schüler beteiligten. Auf den gerade begonnen Konferenzen hätten die Schüler „wirklich gute Beiträge“ eingebracht, lobte Goetsch. KAIJA KUTTER