kurzkritik: „Die Reise um mein Zimmer“ : Chaos im Künstlerhaus
Durch das Künstlerhaus Bremen ist ein Tsunami gezogen und hat ein Loch in eine Wand gerissen. Küche, Schlafzimmer und allerhand Kleinkram wurden dabei in die Galerie gespült und formen jetzt einen riesigen, undurchdringbaren Haufen Sondermüll.
Auf den zweiten Blick gelangt plötzlich sehr viel Ruhe in das Chaos. Der Haufen besteht noch immer aus einem Bett, Brettern und Schubladen, aber plötzlich erkennt man die Grünpflanze, das Kissen und allerhand Wärme. Der Weg in das Zimmer der Künstlerin Kathrin Ingrasso und in ihr Privatleben wird immer klarer und es entsteht der Drang, mehr zu entdecken. Da ist dieses Gemälde, von dem man weiß, dass es eines ist, aber der Blick darauf bleibt verwehrt. Plötzlich kommt eine ungeahnte Neugierde auf, der Drang, in die intimsten Ecken des Zimmers vordringen zu können.
Der Haufen wird zu einem klaren Gemälde mit fest geplanten Formen und Anordnungen. Drum herum fast pingelige Ordnung und in der Mitte: Nichts. Wie eine Schlange kriecht der Haufen aus der Wand hinaus und endet mitten im Zimmer mit einem kleinen Vorhängeschloss, dem Eingang ins Zimmer. Nur den Schlüssel zu Ingrassos Welt muss jeder selbst finden.
Ascan Dieffenbach
Künstlerhaus am Deich, Mi – So, 14 – 19 Uhr. Bis 9. 11.