KUNSTRUNDGANG
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Zwei Tage Gnadenfrist – da schielt er wieder um die Ecke – der Winter. Am liebsten möchte man gleich in tropisches Klima entfliehen. Also rein in die „Die Tropen“-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau. In sieben Abschnitte ist die Schau im ersten Stock unterteilt. Begrüßt wird man zunächst von Franz Ackermanns Malerei-Installation „Terminal Tropical“ – groß, bunt, schrill und selbstverständlich irgendwie tropikanisch. Der Flieger steht schon am Rand der Piste, also auf ins Grüne, den ersten Teil über Natur und Landschaft. Neben den einen von nun an auf Schritt und Tritt begleitenden Masken, Figuren, Pfählen oder Stäben aus den tropischen Kulturen, die den BesucherInnen leider relativ geschichtsfrei, nur mit den nötigsten Infos präsentiert werden, finden sich 85 zeitgenössische Werke. Caio Reisewitz’ Fotografie einer bizarren Golfanlage steht Thomas Struths Jungle-Bildern gegenüber, bei denen man bereits auf der ersten Ebene hängenbleibt. Tatsächlich fühlt man sich in der Ausstellung immer wieder an diesen Jungle erinnert: Man kämpft sich durch die Räume, entlang unzähliger Devotionalien aus so genannten vormodernen Zeiten, doch das mit dem Vermitteln klappt leider nicht richtig. So verkommt nicht nur die Modenschau von DASPU zum unverständlichen Event – weiß man nicht zufällig, dass es sich bei bei der Gruppe um eine unabhängige Vereinigung brasilianischer Prostituierter handelt. Schade. Ohne Audioguide ist man nahezu aufgeschmissen, was der guten Erfahrung mit Freunden nicht gerade förderlich ist. Warum es sich und anderen nicht also doch zu Hause muckelig machen und die Fantasien von einem Buch aus schweifen lassen? Das Bilderbuch von Hannah Höch, das 1945 entstand und nun endlich aufgelegt wurde, ist es allemal wert verbreitet zu werden: unter Alt und Jung. Denn Kinder werden mit den surrealen Tieren, Erbsenbäumen und Raumschiff-Enterprise-Gewächsen sicherlich genauso gerne aufwachsen wie ich, als ich nach meinem sechsten Lebensjahr noch etwa zehn Jahren brauchte, um das weiße Album der Beatles einigermaßen zu verstehen. Toll war es trotzdem – oder ist es gerade deswegen. Der letzte Satz aber gehört Hanna Höch, die ihre Collagen mit kleinen Texten versehen hat: Meyer 1 / Allmorgentlich kann man ihn sehen / zum Amte ge’n / Er ist ein kluger Mann und ein weitgereister / der die Dinge überblicken kann. / Nächstens wird er Bürgermeister. / Längst schon sprach sich das herum / im Aquarium.

Die Tropen, bis 5. Januar,Mi–Mo 10–20 Uhr, Eintritt: 6/4 Euro, Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstr. 7

Hannah Höch: Bilderbuch, 44 Seiten, 27,5 x 22,5 cm, Hardcover, The Green Box Kunst Edition, 25 Euro