: Ausbildung in Sicht!
Die European Business Academy macht Schulabgänger aus Migrantenfamilien fit für den Arbeitsmarkt. Das geschieht mit viel Praxis, bis hin zum Unternehmensführerschein. Die Strategie geht auf: Zwischen 35 und 50 Prozent liegt die Vermittlungsquote
Auf der Internetseite des Berliner Beauftragten für Integration und Migration www.berlin.de/lb/intmig finden Interessierte ein Trägerverzeichnis zu Angeboten im Übergang von Schule zu Beruf. Darüber hinaus liefert das Integrationsportal des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge unter www.integration-in-deutschland.de Wissenswertes rund um das Thema Zuwanderung. MK
VON MANDY KUNSTMANN
Yildirim Cansu fällt das Lächeln heute leicht. Die 17-jährige Berlinerin hat endlich einen Ausbildungsplatz gefunden. Der Weg dahin war nicht ganz einfach: Mit dem Hauptschulabschluss in der Hand bewarb sich das türkischstämmige Mädchen bei etlichen Firmen, doch es hagelte nur Absagen. „Da hatte ich gar keine Hoffnung mehr“, flüstert sie, als sie an diese Zeit zurückdenkt. Gerade rechtzeitig kam da der Tipp einer Freundin, sie könne sich ja einmal für das Projekt „Ausbildung in Sicht“ (AIS) bei der European Business Academy (EBA) bewerben. Yildirim bekam einen Platz im Programm, und im neuen Jahr kann sie dann auch ihre Ausbildung antreten, als Kosmetikerin.
Yildirim wird bald fest mit beiden Beinen im Arbeitsleben stehen. Davon können viele der 200.000 Berlinerinnen und Berliner mit türkischen Wurzeln nur träumen. Nach einer Untersuchung des Integrationsbeauftragten der Hauptstadt, Günter Piening, sind sie im Vergleich zu den deutschstämmigen Einwohnern doppelt so häufig arbeitslos. Viele finden nach der Schule einfach keinen Arbeitsplatz. Deshalb unterstützt das Land Berlin eine Vielzahl von Programmen und Projekten, die beim Einstieg in das Berufsleben helfen, unter anderem AIS. Die Förderung der Zuwanderer lässt sich der Senat Millionen kosten, denn sie bilden eine besondere Problemgruppe. Schulabgänger aus Migrantenfamilien finden schwerer eine Lehrstelle als deutsche Bewerber. Oftmals stehen schlechte Noten und mangelnde Sprachkenntnisse dem Traumjob im Weg. Spezielle Förderprogramme sind für manchen Berufseinsteiger schon die letzte Chance, sich zu qualifizieren.
EBA-Chef Tuncay Özer ist vom Erfolg dieser Strategie überzeugt. „Bildung und die Teilnahme am Arbeitsleben sind sehr wichtig für eine erfolgreiche soziale Integration“, beobachtet der Experte. AIS setzt genau da an. Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz werden für den Arbeitsmarkt fit gemacht. Älter als 25 Jahre dürfen sie jedoch nicht sein. „Bei uns bleibt es nicht bei der Theorie wie bei manch anderen Kursträgern, wir bieten auch Praxis“, so AIS-Projektleiter Tayfun Erbil. „Hier bewerben sich die Teilnehmer bei echten Unternehmen.“
Doch bevor es für die jungen Erwachsenen ernst wird, müssen sie noch viel lernen. An vier Tagen in der Woche wird vom Deutschunterricht bis zum Kommunikationstraining gebüffelt. Sogar einen Unternehmerführerschein können die Schüler erwerben. Diese besondere „Fahrerlaubnis“ ist ein international anerkanntes Zertifikat, das dem Besitzer bestimmte wirtschaftliche Kenntnisse bescheinigt. „Das wertet den Lebenslauf extrem auf“, freut sich Erbil.
Der Erfolg bestätigt den Träger. Noch bevor das diesjährige AIS-Projekt im Dezember zu Ende geht, haben schon 35 der 150 Teilnehmer einen Ausbildungsvertrag in der Hand. Bis Jahresende sollen noch weitere 40 einen Lehrvertrag abschließen. Die Vermittlungsquote liegt zwischen 35 und 50 Prozent.
Doch nicht alle, die einen Platz im Qualifikationsprojekt ergattern können, halten das wöchentliche Programm auch durch. Zwar bewarben sich in diesem Jahr 200 junge Leute auf 150 freie Plätze, jedoch nicht alle treten freiwillig an. Ein geringer Teil wird vom Jobcenter zu AIS geschickt. Die Motivation der Teilnehmer ist sehr unterschiedlich. Einigen Schülern mangele es an Pünktlichkeit und Disziplin und manch einer komme auch mit einem total verzerrten Weltbild und falschen Erwartungen in den Unterricht. „Die wollen schnell ans große Geld kommen, einen dicken Ferrari fahren, aber nicht viel dafür tun“, bedauert Erbil.
Die Teilnahme an dem Programm ist kostenlos. Sogar der Aufwand für die monatlichen Exkursionen, zum Beispiel in ein Theater oder zu einer Gokartbahn, wird von der EBA übernommen. Die Freizeitaktionen sollen den Schülern ungewohnte Erfahrungen vermitteln. Sie reisen beispielsweise in ein anderes Bundesland und verlassen so ihr tägliches Umfeld. Je nach Herkunft kann das schon zum Problem werden. „Manchmal verbietet die Familie die Teilnahme einfach“, sagt Erbil.