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Archiv-Artikel

RWE baut sich ein neues Atomkraftwerk

Essener Konzern gewinnt Bieterverfahren in Bulgarien. Jetzt muss noch der Aufsichtsrat das Investment freigeben

Von RENI

BERLIN afp/taz ■ Der Essener Energiekonzern RWE baut in Bulgarien ein neues Atomkraftwerk. Der dortige Stromlieferant NEC habe die Investorenangebote geprüft und RWE den Zuschlag erteilt, so Wirtschaftsminister Petar Dimitrow in Sofia. Neben RWE war auch Belgiens Electrabel an einem 49-Prozent-Anteil des rund 4 Milliarden Euro teuren AKW interessiert.

Umweltorganisationen halten Belene für eines der gefährlichsten Kraftwerksprojekte, das derzeit in Europa in Angriff genommen wird. „1983 haben sowjetische Wissenschaftler vor den Bau eines Atomkraftwerks an diesem Standort gewarnt“, erklärt Heffa Schücking von der Umweltorganisation Urgewald. Schließlich sei die Region um das nordbulgarische Belene 1977 von einem starken Erdbeben erschüttert worden, bei dem nur wenige Kilometer vom geplanten AKW-Standort 120 Menschen umgekommen sind. Mit seiner Investitionsbereitschaft spiele RWE „russisches Roulette mit der Gesundheit und Sicherheit von Millionen von Europäern,“ so Schücking.

Die EU-Kommission hatte Ende 2007 grünes Licht für den Bau des AKW gegeben. Die Inbetriebnahme des ersten 1.000-Megawatt-Reaktors ist für Januar 2014 geplant. Durch den Bau des neuen Atomkraftwerks hofft Bulgarien auch, verstärkt Energie exportieren zu können.

Belene wäre das erste Atomkraftwerk, das RWE außerhalb Deutschlands betreibt. RWE soll nach Darstellung von Urgewald 1,275 Milliarden Euro als Eigenkapital und weitere 280 Millionen Euro als Kredit einbringen. Zuvor muss allerdings die geplante Investition vom Aufsichtsrat genehmigt werden. Dort zeichnet sich jedoch Widerstand ab. Nach Informationen der Welt hätten sowohl die kommunalen Anteilseigner der RWE als auch Arbeitnehmervertreter heftige Kritik am Projekt vorgetragen.

Prominentester Kritiker des Projekts ist Georgui Kastchiev, früher Chef der bulgarischen Atomaufsicht. Noch im Juni habe er RWE eindringlich vor dieser Investition gewarnt: „Wenn man das hohe seismische Risiko der Bauregion und den niedrigen Atomsicherheitslevel in Bulgarien zusammenzieht, kann man nur zu einem Schluss kommen: Dieses Projekt darf nicht weitergeführt werden.“ RENI