: Mao Le von Beust
China, wohin man schaut. Geheimplan: Der Bürgermeister will die Hansestadt zu einer chinesischen Provinz machen. Wenn es nach von Beust geht, bleibt die CDU auf ewig an der Macht
von PETER AHRENS
Die Hamburgischen Electricitätswerke HEW laden zur Reistafel. Bürgerschaftspräsidentin Dolothee Stapelfeldt und CDU-Fraktionschef Michael Fleytag berichten heute in der Uni über die Eindrücke der China-Reise der Bürgerschaft. Der Wirtschaftssenator stellte gestern den Schwerpunkt China-Tourismus vor. Seit Schwarz-Schill unter Ole von Beust im Amt ist, sind China-Wochen im Senat. Das gesamte Rathaus scheint von der asiatischen Grippe infiziert zu sein. Kein Tag, ohne dass Hamburg shanghait wird.
Der China-Wahn hat vor allem den ersten Bürger dieser Stadt erfasst, dessen erste Auslandsreise denn auch logischerweise nach Shanghai führte. Eine Reise, der besonders strategische Erwägungen zugrunde lagen, wie jetzt deutlich wird: Der taz hamburg liegt eine interne Drucksache vor, die belegt: von Beust will seine Regierungszeit allein dazu nutzen, die Hansestadt nach chinesischem Vorbild umzukrempeln. Die Große Kulturrevolution: sie hat längst begonnen. Ehrgeiziges Ziel ist das Jahr 2012: Es sollen nach Peking 2008 die zweiten Chinesischen Spiele hintereinander werden.
So soll der Hamburg Marathon künftig in „Langer Hanse-Marsch“ umgetauft werden. Der Rathausmarkt ist ohnehin schon der Platz des Himmlischen Friedens, was dortige Demonstrationen für alle Ewigkeiten unterbindet. Lediglich der Asiatische Staatszirkus darf dauerhaft auf dem Rathausmarkt residieren, dafür stellt Kultur-Kuli Ho-Ho-Ho-láková die Weichen. Wirtschafts-Kuli Ul Dal knüpft die nötigen Kontakte, um auch die Gastronomie in der Hansestadt auf neue Füße zu stellen. Menügang des traditionellen Matthiae-Mahls des Senats: Haifischsuppe, Chop Suey, Ente süß-sauer (Hier essen oder zum Mitnehmen?).
Der Bürgermeister braucht derweil schon wieder ein neues Dienstfahrzeug: Der Mercedes Rikscha, produziert in Kanton: Diesmal gibt es auch kein Gemaule über möglichen hohen Benzinausstoß. Der Verbrauch liegt lediglich bei zwei Sozialhilfeempfängern täglich, die ihm von der Sozialsenatorin im Rahmen des 1-Euro-Programms zur Verfügung gestellt werden.
Der Zopf wird wieder offizielle Männertracht. Hier hat sich Innen-Kuli Schill bereits im Vorjahr die Anerkennung des Bürgermeisters errungen, als eine Locke von ihm stolze 16 Zentimeter Länge erreichte, bis Abendländer ihn seiner Pracht beraubten. Die Klitschkos bieten als Olympia-Botschafter von Super-Kuli Lange Gewähr, dass es in der Hansestadt zu keinem Boxeraufstand kommen wird. Die Drucksache spricht zudem davon, dass selbst die Senatsstäbe künftig als Stäbchen firmieren müssen.
Die Wahlen 2005 in der Hansestadt, so das Nahziel des Senats, sollen ebenfalls nach chinesischem Vorbild stattfinden. Die CDU rechnet nach internen Schätzungen mit einem Ergebnis von 97 Prozent. Aufsässige Studierende, so hat von Beusts Wissenschafts-Kuli Dlägel schon mal in das Papier hineinschreiben lassen, werden einer besonders liebevollen Behandlung im Philturm unterzogen, um die entsprechenden Wahlresultate zu gewährleisten. „Das Thema Menschenrechte wird bei uns hinter verschlossenen Türen abgearbeitet“, kommentiert Innen-Kuli Schill mit unbewegter Miene.
Warum der Bürgermeister die chinesische Lebensweise dermaßen mit Macht vorantreibt, wird aus seiner Biographie ersichtlich. Von Beust wurde im Jahr 1955 geboren – im selben Jahr, in dem Mao die große Agrarreform und die Hundert-Blumen-Kampagne startete. Von Beust machte 1973 Abitur. Gleichzeitig fand in China der zehnte Parteitag der KP statt, in der die Abkehr von der Idee der permanenten Revolution verkündet wurde. Seine Karriere als Anwalt startete von Beust 1983. Exakt zum selben Zeitpunkt wurde in China eine Kampagne „gegen geistige Verschmutzung“ losgetreten. Wer da noch an Zufälle glaubt.