: An der Uni spricht man Deutsch
Auch ausländische Studierende sollen in Hamburg künftig Langzeitgebühren zahlen. Das AusländerInnenreferat des AStA fordert Rücksicht auf sprachliche und finanzielle Handicaps. Uni plant dagegen Deutschtest als Zugangsvoraussetzung
von KAIJA KUTTER
Ab April 2004 sollen in Hamburg alle Studierenden, die vier Semester über der Regelstudienzeit liegen, 500 Euro Strafe zahlen. Weil sie wegen Sprach- und Geldschwierigkeiten länger brauchen, fordern ausländische Studierende eine Härtefallregelung. Doch statt Erleichterungen für ausländische Studerienden zu schaffen, soll diesen der UniZugang künftig erschwert werden: Die Uni-Leitung will nur noch zulassen, wer den so genannten „TestDaF“ – Deutsch als Fremdsprache – besteht.
Nach taz-Informationen betrifft diese Verschärfung des Hochschulzugangs das Gros der rund 800 ausländischen StudienanfängerInnen im Jahr, die bislang direkt vom Arbeitsbereich DaF am Fachbereich Sprachwissenschaften betreut werden: Abgewiesen wurde bislang niemand. Nach einem Einstufungstest wurde stattdessen entschieden, ob die StudentIn einen vorbereitenden oder einen studienbegleitenden Kurs belegen muss oder ganz ohne Nachhilfe auskommt.
Künftig jedoch sollen Studienbewerber aus dem Ausland auch gar nicht erst zum Studium zugelassen werden und zwar, wenn sie nicht von vornherein die DSH (Deutschprüfung für den Hochschulzugang) bestehen. Diese Prüfung kann unter dem Namen „TestDaF“ an über 60 Standorten in der Welt abgelegt werden. Er habe „Verständnis“ für die Forderung des AStA, sagt Jochen Hellmann, Leiter der Abteilung Internationales an der Uni: „Das lenkt aber von der Wurzel des Übels ab.“ Letztlich seien Kosten für einen Kurs beim Goethe-Institut geringer als die einer Migration.
Beispiel Klajd Karameta: Er war ein guter Schüler in Albanien, hatte eine sehr gute Abiturnote. Auf das Jura-Studium in Deutschland bereitete er sich in seiner Heimat mit einem Intensivkurs vor und lernte danach am Hamburger Studienkolleg – das Studienkolleg ist für jene Studierende zuständig, deren Abitur in Deutschland nicht anerkannt wird – noch weitere sechs Monate Deutsch, bevor er im Oktober 2000 an der Hamburger Uni sein Studium begann. „In meinem ersten Seminar habe ich zuerst kaum den Professor verstanden“, erinnert sich Karameta. Für die schriftliche Hausarbeit verbrachte er täglich acht Stunden in der Bibliothek, brauchte für jeden Satz eine halbe Stunde. Karameta: „Trotzdem bekam ich nur vier Punkte. Das war für mich ein Hammer.“
Nicht anders erging es seinem Studienfreund Deliu Orges. „Ich konnte gut Deutsch, habe sogar Bücher gelesen“, erinnert er sich. Dennoch habe er zu Beginn seines Wirtschaftsstudiums kaum den „Fachjargon“ verstanden.
Orges und Karameta sind seit Sommer im AusländerInnenreferat des AStA angestellt, um die Interessen der rund 4000 ausländischen KommilitonInnen zu vertreten und sie zu beraten. Ihre Erfahrung: „Die meisten müssen arbeiten, nicht fürs Taschengeld, sondern um zu leben.“ Denn gerade für die vielen Studierenden aus Osteuropa gibt es weder BAFÖG noch eine andere Unterstützung. Sprach- und Geldschwierigkeiten verzögern das Studium erheblich.
Doch dies hat Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) bei seinen Gebührenplänen nicht bedacht. Die Zahlung von 500 Euro für diejenigen, welche die zulässige Semesterzahl überschreiten, wäre für ausländische Studierende besonders hart: Für Karameta wäre dies ab dem 13. Semester fällig. „Ich persönlich könte es bis dahin schaffen. Aber es gibt viele, die länger brauchen“, sagt er. Deshalb sollte die Toleranz-Frist für AusländerInnen um zwei Semester verlängert werden.
Die beiden Studenten sprachen mit ihrem Anliegen bei Drägers Referentin Antje Welscher vor. „Uns wurde freundlich zugehört und gesagt, dass künftig das Niveau der Deutschprüfung am Studienkolleg angehoben wird“, berichtet Orges, „das wäre aber keine Hilfe. Das setzt uns noch mehr unter Druck.“