: Zukunft beim nördlichen Nachbarn
Metallergewerkschaften aus Norddeutschland und Dänemark wollen künftig grenzüberschreitend Arbeitskräfte vermitteln – zunächst vor allem Deutsche ins Nachbarland. Positive Erfahrungen gibt es bereits aus Flensburg
Es ist keine Seltenheit, dass dänische Unternehmen mit großen Zeitungsanzeigen in Schleswig-Holstein um Fachpersonal buhlen. Die Industriegewerkschaft Metall im Norden sah nun Grund, Nägel mit Köpfen zu machen: Jutta Blankau, Bezirksleiterin des IG-Metall-Bezirks Küste, und der Vorsitzende der dänischen Metallgewerkschaft „Dansk Metal“, Thorkild E. Jensen, unterzeichneten am Dienstag eine Kooperationsvereinbarung zur Entsendung von Arbeitskräften. Und das in Hamburg-Altona – das bis 1863 unter dänischer Verwaltung stand.
Die Situation könnte nicht unterschiedlicher sein: Bei den Norddeutschen schwinden stetig Industrie-Arbeitsplätze, etwa gerade wieder bei Danfoss und Motorola in Flensburg. „Den Leuten“, sagt Gewerkschafterin Blankau, „bleibt dann oft nur eine Perspektive bei Leiharbeitsfirmen.“ Dagegen floriert im nahen Dänemark derzeit die Wirtschaft: „Viele Unternehmen fragen sich, wo bekommen wir Arbeitskräfte her“, sagt Dansk-Metal-Chef Jensen, „und können einen festen Rahmen schaffen, um unseriöse Leiharbeitsfirmen auszuschalten.“ „Wir gehen mit diesem Projekt nun neue Wege“, sagt Blankau. Wenn Betriebe in die Krise geraten, „können wir jetzt unseren Kollegen konkrete Hilfe anbieten“.
Erste Erfahrungen konnten die Partner bereits mit Transfergesellschaften bei Danfoss und Motorola machen, berichtet Oliver Fieber von der Bremer Agentur für Personal- und Strukturentwicklung (AGS), die die Federführung für das einjährige Modellprojekt innehat.
Dabei seien 400 Beschäftigte in 60 Betriebe vermittelt worden, sagt Fieber. Längerfristig bestehe in Dänemark ein Bedarf an bis zu 20.000 Arbeitskräften in der Branche. IG-Metall-Mitglieder unterstützt die AGS durch Veranstaltungen und Seminare in allen Fragestellungen: Dänisch-Kurse, Fort- und Weiterbildung, Praktika-Vermittlungen oder bei arbeits-, sozialversicherungs- und steuerrechtliche Besonderheiten.
„Die Beschäftigten pendeln entweder jeden Tag hin und her, oder bleiben eine Woche und fahren am Wochenende nach Hause“, berichtet Jensen. Der dänische Arbeitsmarkt sei angesichts der guten Arbeitsbedingungen und Bezahlung so attraktiv, ergänzt Blankau „dass wir auch auf ein langfristige Perspektiven für unsere Kollegen setzen“. KAI VON APPEN