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Archiv-Artikel

Süße Träume im Schneetreiben

Mit einem 1:0-Sieg über Werder Bremen schob sich der Hamburger SV wieder ein bisschen näher an die UEFA-Cup-Ränge heran. Das Tor des Tages erzielte Sergej Barbarez. Der Sieg war aufgrund der starken zweiten Hälfte auch verdient

von OKE GÖTTLICH

Dabei hatten sich die Gäste so viel ausgedacht: Der SV Werder Bremen wollte den HSV gestern Abend nicht nur auf seine spielerisch einzigartige Weise vorzeitig in den Schlaf wiegen. Bereits vor dem Anpfiff und damit vor der Sesamstraße enthüllten die Bremer Fans ihre Choreographie unter dem Titel „Gute Nacht Hamburg“. Dabei schwenkten sie selbst gebastelte Sterne und einen Halbmond. Die Bremer Spieler indes versuchten mit weniger einlullendem Effekt die fußballerischen Bemühungen des HSV frühzeitig einzuschläfern. Am Ende war aber der HSV hellwach und siegte mit 1:0.

Statt Gute-Nacht-Lieder spulten die Bremer zu Spielbeginn ein weniger sanftes Einschlafritual ab, indem sie den Ball in einer Weise dirigierten, die den Gegner mehr schwindelig als müde werden ließ. Ein schneller Konter wie in der 6. Minute über Ailton endete am Pfosten, eine andere Einschussmöglichkeit von Daun (34.) aus 25 Metern flog nicht nur über den HSV-Keeper Pieckenhagen, sondern auch über das Tor.

Aber der HSV dachte angesichts der ersten starken Minuten der Bremer gar nicht daran, sich in der hitzigen Partie von Werder frühzeitig zu Bett bringen zu lassen. In der 20. Minute verpasste Naohiro Takahara bei seinem Heim-Debüt eine Kopfball-Vorlage von Milan Fukal nur knapp. Doch erst Bernd Hollerbach (35.) machte Werder ganz klar, das der HSV nicht vorhatte, sich auf eine frühzeitige Bettruhe einzulassen. Aus 23 Metern rutschte Hollerbach derart dynamisch gegen das Leder, dass es mit Wucht gegen die Latte klatschte.

Barbarez‘ wachsame Kaltschnäuzigkeit aus der 58. Minute dürfte dem Bremer Abwehrchef Frank Verlaat eine schlaflose Nacht bereitet haben. Lässig zirkelte Barbarez den Ball um den Bremer Kapitän und schloss zum 1:0 für den HSV ab. Ein Tor, das den seit Samstag diensthabenden HSV-Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann in seiner Hoffnung bestärken sollte, „am Ende der Saison einen Platz zu erreichen, der zur Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb berechtigt.“ Künftig will Hoffmann keine weiteren Worte zum fußballerischen Geschehen verlieren, wie es bei seinen Vorgängern häufig der Fall war.

Schade, müsste man angesichts des formidablen Auftritts seines Teams in der Schlussphase des Nordderbys meinen. In der Offensive schoben sich Mahbavikia, Barbarez und auch der Japaner Takahara die Bälle derart geschickt zu, dass selbst der Chef in der vergangenen Nacht süß geträumt haben sollte.