Mediziner unerwünscht

Betr.: „Staatliche Abschieber, private Sozialarbeit“, taz Bremen vom 15. Januar

Leider trifft es nicht zu, dass der im Artikel „Mohammed“ genannte Marokkaner wegen Bluthochdrucks behandelt wurde, nachdem grenzenLOS den Besuch einer Ärztin organisiert hatte. Dies war in der Tat eine der von ihr dringend angeratenen Maßnahmen, neben u. a. einer medikamentösen Nachsorge im Anschluss an einer Magenoperation und nachdem neue Magenblutungen aufgetreten waren.

Nach drei Telefonaten meinerseits wurde dann auch zunächst die Kostenübernahme für die notwendigen Medikamente von der Ausländerbehörde zugesagt und schließlich vom PGW mitgeteilt, er habe diese erhalten (wenn auch unter Hinweis auf die dadurch entstehende Verschwendung von Steuergeldern).

Die Behandlung, die der Marokkaner dann aber tatsächlich erfahren hat, war eine von anderer Art.

So sei ihm zunächst an diesem Tag verweigert worden, Besuch zu bekommen, zuerst unter Hinweis auf seine Krankheit, dann mit der Begründung, „hast deinen Arzt gebracht und uns Probleme gemacht.“

Als Folge seiner dagegen gerichteten Beschwerde sei er in eine Isolationszelle geschubst, es seien ihm die Beine von einem Bediensteten so weggetreten worden, dass er mit dem Kopf auf den Boden fiel, und er sei schließlich auf einer Matratze fixiert worden. Erst danach habe man ihm zwei Tabletten angeboten – und auch, seinen Besuch zu sehen.

Der Vorfall zeigt nicht nur, dass die medizinische Versorgung in Abschiebungshaft nach wie vor völlig unzulänglich ist, sondern dass sie sich zudem sogar als unerwünscht erweisen kann.

Christine Graebsch